Azubi-Mangel: Dresdens Handwerker kämpfen um den Nachwuchs

Dresden - Dresdens Handwerksfirmen leiden unter Nachwuchsmangel. Viele Betriebe im Kammerbezirk müssen Azubi-Stellen unbesetzt lassen. Doch es gibt auch Firmen, die sich gegen die Misere stemmen. Die Dresdner Handwerkskammer zeichnete jetzt neun davon als "vorbildliche Ausbildungsbetriebe" aus.

Intensive Betreuung, familiäres Umfeld: Ausbilder Eric Moritz (33, M.) mit den Azubis Ben Hartig (17, v.l.n.r.), Lukas Materne (16), Praktikantin Lydia Walther (17) und Paul Tinz (21).
Intensive Betreuung, familiäres Umfeld: Ausbilder Eric Moritz (33, M.) mit den Azubis Ben Hartig (17, v.l.n.r.), Lukas Materne (16), Praktikantin Lydia Walther (17) und Paul Tinz (21).  © Petra Hornig

"Die Lage ist ernst", warnt Kammer-Präsident Jörg Dittrich (53). Schon jetzt fehlt Nachwuchs. Gleichzeitig gehen immer mehr Babyboomer in Rente und reißen eine Lücke. "Wird jetzt nicht gehandelt, droht in zehn Jahren der Kollaps." Fürs kommende Lehrjahr sind im Kammerbezirk noch 366 Stellen unbesetzt.

Um attraktiv für den Nachwuchs zu sein, müssen sich die Betriebe anstrengen. Wie das Traditionsunternehmen "Metallbau Hans Walther" in Bannewitz (45 Mitarbeiter, davon sechs Azubis).

1895 gegründet, führt es Falk Walther (56) in vierter Generation. "Ausbildung ist bei uns Chefsache", sagt der Metallbauer-Meister. "Wir investieren viel Zeit und Geld in den Nachwuchs."

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Eric Moritz (33) ist einer von zwei Ausbildern und lernte einst selbst im Betrieb. "Wir kümmern uns täglich intensiv um unsere Lehrlinge, erklären Werkzeuge und Maschinen, vermitteln und kontrollieren Aufgaben."

Ausgezeichnet: Handwerkskammer-Präsident Jörg Dittrich (53, l.) ehrte am Montag Metallbauer-Meister Falk Walther (56) für die Nachwuchsarbeit seiner Firma.
Ausgezeichnet: Handwerkskammer-Präsident Jörg Dittrich (53, l.) ehrte am Montag Metallbauer-Meister Falk Walther (56) für die Nachwuchsarbeit seiner Firma.  © Petra Hornig
Eine Aufnahme aus den 1940er-Jahren mit Blick auf die Werkstatt (damals noch in Freital angesiedelt).
Eine Aufnahme aus den 1940er-Jahren mit Blick auf die Werkstatt (damals noch in Freital angesiedelt).  © privat

Firmen locken mit Teamevents und Bonussystem

Azubi Paul schweißt am Gestell eines Blumenkastens für den Balkon.
Azubi Paul schweißt am Gestell eines Blumenkastens für den Balkon.  © Petra Hornig

Azubi Paul Tinz (21): "Das Arbeitsklima ist gut, die Ausbilder sind auch nur etwas älter und damit auf unserer Wellenlänge." Lukas Materne (16) schätzt auch das entgegengebrachte Vertrauen: "Wir werden richtig miteinbezogen. Ich durfte schon Geländer in Berlin mit ausbessern, was mich gefreut hat."

Auch Ben Hartig (17) nennt die familiäre Atmosphäre und den engen Austausch als großen Vorteil der Firma.

Neben tarifgebundenem Gehalt freuen sich die Azubis (und ihre Kollegen) auch über einen wöchentlichen Obstkorb und jährliche Teamevents wie Elbe-Paddeln oder Go-Kart-Fahren. Dazu kommt ein quartalsbasiertes Bonussystem, bei dem besondere Leistungen oder auch Fleiß ein paar Euro extra einbringen.

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Um gute Kräfte zu erreichen, wirbt Firmenchef Walther auch an Schulen sowie Messen und bietet Praktika an.

Er lässt sogar Werbeclips bei Facebook und Instagram produzieren - sowie bald auch auf der bei Teenagern besonders beliebten Plattform TikTok.

Bei "Metallbau Hans Walther" in Bannewitz arbeiten 45 Mitarbeiter, darunter sechs Azubis.
Bei "Metallbau Hans Walther" in Bannewitz arbeiten 45 Mitarbeiter, darunter sechs Azubis.  © Petra Hornig
Ebenfalls ausgezeichnet wurde die BMW-Niederlassung Dresden. Leiter Michael Mair (44) freut sich mit seinen Nachwuchskräften.
Ebenfalls ausgezeichnet wurde die BMW-Niederlassung Dresden. Leiter Michael Mair (44) freut sich mit seinen Nachwuchskräften.  © Christian Juppe

Vorbildliche Ausbilder

Ben arbeitet mit der Flex unter den wachsamen Augen seines Ausbilders.
Ben arbeitet mit der Flex unter den wachsamen Augen seines Ausbilders.  © Petra Hornig

Die Dresdner Handwerkskammer vertritt im Großraum rund 21.300 Betriebe. Davon dürfen etwa 2200 selbst Nachwuchs ausbilden.

Neben den Metallbauern aus Bannewitz ehrte die Kammer am Montag auch noch acht weitere "vorbildliche Ausbildungsbetriebe". In der Stadt sind das die BMW-Niederlassung Dresden, die Vonovia Technischer Service Süd und die Kadur Raumidee.

Im Kreis Meißen freuten sich Dachdecker Heinitz und der RED Energiedienst. Im Kreis Bautzen die Fuchs + Girke Bau und Denkmalpflege, Frauenrath Bauunternehmen sowie Tischlermeister Marian Wenk.

Titelfoto: Petra Hornig

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