"Jobwunder" macht Dresden auch Sorgen: Wo sollen die 27.000 Fachkräfte wohnen?
Dresden - Mit der Ansiedlung von Halbleiter-Riese TSMC, dessen Gemeinschaftsunternehmen mit Bosch, NXP und Infineon nun "ESMC" heißt, kommen viele Herausforderungen auf die Region zu. Entsprechend müssen Dresden und die Umlandgemeinden noch enger zusammenarbeiten.
Es braucht mehr Kita- und Schulplätze, zusätzlichen Wohnraum, belastbare Verkehrswege. Und das geht weit über die für 2027 von ESMC geplanten 2000 Arbeitsplätze hinaus.
"Wir gehen bis 2030 bislang von 27.000 zusätzlichen Stellen in der Chip-Industrie aus", sagte Dresdens OB Dirk Hilbert (52, FDP) auf einer Konferenz in Radebeul.
Bei der war auch ESMC-Präsident Christian Koitzsch (48) anwesend.
Laut Schätzungen wird die Hälfte der Arbeitnehmer zuwandern, die andere Hälfte aus der Region kommen. Dafür braucht es qualifizierte Ausbildung.
BSZ für Elektrotechnik soll fit gemacht werden
In der Landeshauptstadt soll beispielsweise das Berufsschulzentrum für Elektrotechnik (BSZ, 2400 Schüler) fit für die Anforderungen der Chip-Industrie gemacht werden.
Auch der Schulnetzplan in Dresden bedarf einer Überarbeitung.
Umlandgemeinden könnten von neuen Jobs profitieren
Ebenfalls eine Riesen-Herausforderung ist das Thema Wohnraum. Die Landeshauptstadt allein wird den Bedarf für die Facharbeiter und deren Familien nicht decken können. Die Bürgermeister der Umlandgemeinden begreifen das jedoch als Chance.
"Wir weisen derzeit neue Baugebiete aus, wollen den Menschen ein Angebot machen", erklärte Meißens OB Olaf Raschke (61, parteilos) gegenüber TAG24.
Der erfahrene Amtsinhaber (seit 2004 im Rathaus) steht dazu im engen Austausch mit seinen Kollegen. Schon jetzt kratzt die Porzellanstadt an der 30.000-Einwohner-Marke, liegt damit deutlich über den Prognosen vergangener Jahre.
In Zukunft dürften es durch die attraktiven Jobs und zahlreiche neuen Ein- und Mehrfamilienhäuser noch mehr werden.
Öffentlicher Nahverkehr bereitet Sorgen
Sorgen bereitet Hilbert und Co. indes der Ausbau des ÖPNV. An Ideen mangele es nicht. Doch wohl auch mit Blick auf das wachsende Defizit der DVB stellte Dresdens Stadtoberhaupt etwas klar.
"Wenn nicht bald eine Änderung der Finanzierung des ÖPNVs passiert, werden wir ganz andere Thematiken erleben. [...] Nämlich Abbestellung im Verkehr."
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