Arm trotz Arbeit! Geringverdiener in Dresden am Limit, NGG fordert mehr Lohn
Dresden - Wer wenig verdient, muss ohnehin jeden Cent zweimal umdrehen. Doch die Inflation mit ihren explodierenden Kosten verschärft die Situation weiter und bringt Geringverdiener zunehmend ans Limit.
Allein in Dresden arbeiten nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) rund 36.200 Menschen im Vollzeitjob zum Niedriglohn.
Die Angaben beziehen sich auf eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Dieser zufolge liegen 22 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten in Dresden beim Einkommen unter der Niedriglohnschwelle von aktuell 2344 Euro brutto im Monat. In Sachsen liegt der Schnitt bei 31 Prozent beziehungsweise rund 306.000 Beschäftigten.
"In Restaurants, Hotels, Bäckereien und Metzgereien arbeiten besonders viele Menschen zu Mini-Löhnen. Die rasant steigenden Preise für Energie und Lebensmittel treffen sie mit voller Wucht", sagt Thomas Lißner (43), Geschäftsführer der NGG-Region Dresden-Chemnitz.
Für ihn ist deshalb jetzt nötig, "Lohn-Täler anzuheben" und möglichst viele Beschäftigte in der sächsischen Landeshauptstadt von einem "kräftigen Lohn-Plus" profitieren zu lassen.
"Wenn das neue Jahr eine 'Lohn-Headline' hat, dann: '10 Prozent plus X'", sagt Lißner weiter.
Gewerkschaft fordert Mindestlohn von 13 Euro pro Stunde
Für 2023 hat sich die Gewerkschaft deshalb vorgenommen, eine kräftige und vor allem dauerhafte Erhöhung der Löhne durchzusetzen. Dies beziehe sich sowohl auf Tarifverhandlungen für ganze Branchen, als auch auf Haustarifverträge mit einzelnen Betrieben.
Lißner macht klar: "Die Verbraucherpreise werden oben bleiben. Ziel ist es deshalb, die Einstiegslöhne auf mindestens 13 Euro pro Stunde anzuheben".
Darüber hinaus werde sich die NGG Dresden-Chemnitz auch für die Inflationsausgleichsprämie einsetzen. Lißner: "Bis zu 3000 Euro ohne Steuern und ohne Abgaben sind ein gutes und zusätzliches Instrument, das die Bundesregierung den Unternehmen an die Hand gegeben hat, um Beschäftigten über die 'Klippen der Krise' zu helfen."
Und weiter: "Vom Einkauf im Supermarkt bis zum Haarschnitt beim Friseur, überall wird es teurer. So teuer, dass sich gerade Geringverdiener viele Dinge des täglichen Bedarfs nicht mehr leisten können", warnt er.
Eine Bäckereifachverkäuferin etwa habe schon vor der aktuellen Krise Schwierigkeiten gehabt, mit ihrem Gehalt bis zum Monatsende über die Runden zu kommen.
Aus eben diesen Gründen bräuchten Geringverdiener gerade jetzt einen "Extra-Lohn-Schub", damit es - trotz Job - nicht am Nötigsten zum Leben hapert. "Eine Vollzeitarbeit darf nicht zum Risikofaktor fürs Portemonnaie werden", sagt Lißner.
Titelfoto: Montage: Hendrik Schmidt/dpa, NGG