Zum 46. Mal - Musikfestspiele vor dem Start: Dresden singt, musiziert und schläft
Dresden - Ist die Corona-Krise mit ihren Lockdowns samt Schließung der Kulturinstitutionen überwunden? Es scheint so, zumindest im Einzelfall.
Die Dresdner Musikfestspiele stehen nach Auskunft ihres Intendanten so gut da wie kaum je. Das Festival beginnt am Donnerstag. Das Kaufverhalten des Publikums habe sich mit Corona verändert, stellen viele Kulturveranstalter fest.
Nicht mehr weit im Voraus würden Tickets für Theatervorstellungen und Konzerte erworben, sondern mehr in zeitlicher Nähe zur Veranstaltung oder an der Abendkasse - wenn sicher sei, dass die Veranstaltung tatsächlich stattfinde.
Das Dresdner Musikfestival bildet dazu eine Ausnahme. "Wir haben den besten Vorverkauf in der Geschichte der Musikfestspiele", gab Intendant Jan Vogler (59) Anfang Mai bekannt. 1,5 Millionen Euro Einnahmen aus Kartenverkäufen wurden zu jenem Zeitpunkt verzeichnet, bis zum Ende des Festivals soll die 2-Millionen-Schwelle überwunden sein.
Der Etat für diesen 46. Jahrgang der Musikfestspiele ist mit ca. sechs Millionen Euro so hoch wie nie. Ginge die Kalkulation des Intendanten auf, machten die Eigeneinnahmen etwa ein Drittel aus, hinzu kommt die institutionelle Förderung von Stadt und Land sowie ein Bundeszuschuss von zwei Millionen Euro für das Kooperationsprojekt der Einstudierung und Aufführung von Wagners Tetralogie "Der Ring des Nibelungen" in historischer Aufführungspraxis bis 2026.
Unter dem Motto "Schwarzweiß" weisen die Musikfestspiele im Zeitraum 18. Mai bis 18. Juni 63 Konzerte aus.
Neben Klassikern wie "Der Ring der Nibelungen" gibt es auch sehr originelle Stücke
Die Bandbreite der Stile ist von Oper und Symphonie bis zu Jazz, Soul, Elektro und Weltmusik weit gefächert. Man wolle auch "in Publikumskreise hineinstrahlen", die den Musikfestspielen nicht sowieso nahestünden, so Vogler.
Ein schillerndes Beispiel dafür ist die Zusammenarbeit mit dem Verein "Musaik - Grenzenlos musizieren" in Prohlis, einem Projekt, in dem nach dem Vorbild des venezolanischen Sozialprojekts "El Sistema" Kinder aus kulturfernen Bevölkerungsgruppen unter Anleitung von Musiklehrern Instrumente lernen und Konzertprojekte erarbeiten.
Am 18. Juni materialisiert sich das zum Beispiel in einem Kooperationskonzert von Jugendstreichorchester des Heinrich Schütz Konservatoriums, Musaik und den Musikfestspielen, vertreten durch Jan Vogler. Das Motto "Schwarzweiß" gibt Hinweis auf das Manual des Klaviers, mit seinen weißen und schwarzen Tasten. "Tastenspiele" heißt eine klavierorientierte Reihe innerhalb der Musikfestspiele, mit klassischer Musik wie Jazz. Wie jedes Jahr sind auch das Mitmachprojekt "Klingende Stadt" (27. Mai) und das Chorsingen an der Brühlschen Terrasse "Dresden singt und musiziert" (3. Juni) im Programm.
Originellste Veranstaltung des Jahrgangs dürfte am 1. Juni in der Reihe "Sound & Science" das Schlafkonzert "Lullabyte" samt Übernachtung und Frühstück sein, eine Kooperation mit der TU Dresden.
Eröffnet wird das Festival am kommenden Donnerstag im Kulturpalast mit dem Konzert der Münchner Philharmoniker unter Dirigent Tugan Sokhiev (45) und Sopranistin Christiane Karg (42; Werke von Schostakowitsch, Mahler).
Titelfoto: Robert Michael/dpa