Neonazi-Aussteiger spricht über schlimmste Zeit seines Lebens
Dresden - Er hat den Ausstieg aus der rechten Szene geschafft: Philipp Burger (42), Kopf und Sänger der Band "Frei.Wild". In seiner Jugend brüllte er als Skinhead rechte Parolen in seiner Heimat Südtirol. Heute ist der charismatische Musiker Familienvater, Zimmermann, Landwirt, Fischer - und dankbar für eine zweite Chance, die ihm Band und Fans gaben. Am Sonntag (12 Uhr) liest er aus seiner Biografie "Freiheit mit Narben" im Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion.
"Meine Jugend in der rechten Szene war die schlimmste Zeit meines Lebens", sagt Burger.
Die Spirale der Wut und Gewalt beginnt 1995 im Internat in Bozen - da ist Burger gerade 14 Jahre alt. Er fühlt sich extrem reglementiert, aus Frustration wird Aggression. Er trifft seinen "ersten echten Skinhead", erliegt dem gewaltverherrlichenden Geschrei von Bands wie "Störkraft".
"Der Sound floss wie eine Droge durch meine Adern", gesteht Burger. Er trägt "Südtirol bleibt deutsch"-Aufnäher, rückt immer mehr nach rechts bis zum "Sieg Heil"-Gebrüll, gründet eine eigene Nazi-Band. Erst der Zivildienst im Krankenhaus Brixen rettet ihn aus dem braunen Sumpf.
"Hier hatten die Dinge, die ich tat, einen tieferen Wert. Ich entwickelte eine ganz neue Dankbarkeit für mein Leben."
Heute sucht Burger die Diskussion. Das Gespräch darüber, warum junge Menschen Rechtspopulisten aufsitzen und wie sie aussteigen können - auch bei seiner Lesung in Dresden.
Eintritt: 10 Euro. Wer sein Buch mitbringt, zahlt keinen Eintritt.
Titelfoto: Petra Hornig