Kunstausstellung Ostrale öffnet heute in der Robotron-Kantine
Dresden - Von winzig klein bis raumgreifend, mal filigran und mal rau, verstörend, verblüffend oder einfach nur schön: Einen faszinierenden Querschnitt aktueller Kunstproduktion bietet die mittlerweile 14. Ostrale.
Dresdens größte temporäre Ausstellung zeitgenössischer Kunst präsentiert sich ab dem heutigen Samstag zum zweiten - und hoffentlich nicht letzten - Mal in der Robotron-Kantine.
Mit dem Titel "kammer_flimmern" ist die Ostrale Biennale O23 überschrieben, ein Motto, das den Menschen in einer zunehmend zerrissenen Gesellschaft reflektieren soll.
Das gelingt den 101 Positionen mit rund 350 Einzelwerken auf 3000 Quadratmeter Ausstellungsfläche behutsam und nie politisch überaktuell.
Die Schau wurde vom Ostrale-Kernteam kuratiert, Direktorin Andrea Hilger, der 2. Vorsitzenden Antka Hofmann und der Kunsthistorikerin Lisa Uhlig. Größte Sorgfalt habe man walten lassen, so Andrea Hilger.
Auch blicke man auf die eigene Geschichte zurück: Anlässlich des 15-jährigen Bestehens der Ostrale hat man zur Hälfte Werke aus einem Teilnehmer-Best-of der letzten Jahre ausgewählt, ergänzt um eine Auswahl aus zum Open-Call eingegangenen Bewerbungen.
Ostrale bietet faszinierende und vielfältige Raumkunst
Der Zugang ist ungewöhnlich: Besucher müssen zunächst den "Raum 0" betreten, einen "Dunkelraum" der absoluten Schwärze und Stille, durch den man sich nur tastend bewegen kann.
"Diese Einstiegssituation soll wie ein Reset wirken, um zur Ruhe zu kommen", erklärt Co-Kuratorin Lisa Uhlig. Ein Gegenstück zu Trubel und Lärm des Stadtzentrums, in dem sich die Robotron-Kantine ja befindet. Der Effekt ist enorm: Nach der Stille wirken Farben und Formen wie eine bunte Explosion der Kunst.
Begrüßt wird man von der vielteiligen Serie "Herbarium". Philipp Valenta hat dafür Blüten aus internationalen Banknoten ausgeschnitten und in kleinen Passepartouts gerahmt. Ein sanft-romantischer Kommentar auf den Kapitalismus, zugleich Verweis auf die Herkunftsländer der Ostrale-Künstler seit 2007.
Was deutlich wird: Digitale Kunst und Video-Arbeiten sind auf ein erträgliches Maß geschrumpft, es dominieren Gemälde und Fotoserien, Objekte und Installationen.
Kunstausstellung Ostrale Biennale läuft bis 1. Oktober
Die Werke sind zu acht Themenfeldern zusammengefasst: Andersräume etwa (also Paradiese oder zerstörte Orte), Identität, Gesundheit, Bildung oder Gewalt durch Mensch und Natur.
Hintersinnig die Arbeit "Bunker", für die Judit Lilla Molnár aufgeklappte Lehrbücher aufgeschichtet hat - wie lange mag solch Kartenhaus aus Wissen halten?
Irritierend die Fotos von Michael Wesely, der Bewegungen mittels spezieller Software zu verschwommenen Studien einfriert. Lustig die elektronisch fiependen Mini-Roboter, die Kasper Lecrum aus Haushaltsbürsten zusammengebastelt hat.
Offen bleibt weiterhin die Zukunft der Robotron-Kantine. Ostrale-Sprecher Tobias Blaurock stellt klar: "Wenn sie nicht gekauft und saniert wird, folgt der Abriss." Dann wäre der Ort verloren, den man als "hervorragend geeignet" hält für die Präsentation zeitgenössischer Kunst.
Wovon es sich ab sofort zu überzeugen gilt: Die Ostrale läuft von Samstag an bis zum 1. Oktober, Mi-So, jeweils von 11 bis 19 Uhr.
Titelfoto: Holm Helis