Kultur und Technik: Ausstellung "Overkill" zeigt die Schrecken des Kalten Krieges
Dresden - Der Druck auf den "roten Knopf" hätte womöglich die ganze Menschheit ausgelöscht. Glücklicherweise aber ist der Kalte Krieg nie ein heißer geworden. Welche Ängste es gab, wie sich die Technik entwickelte, Militär, Gesellschaft, Kultur und unseren Alltag beeinflusst, zeigt die fulminante Sonderausstellung "Overkill" im Militärhistorischen Museum Dresden (MHM).
Es sei die wohl größte Ausstellung des Museums der Bundeswehr am Standort Dresden, so dessen Leiter Oberstleutnant Rudolf Schlaffer.
Der Name sei angelehnt an den japanischen Katastrophenfilm "Overkill - Durch die Hölle zur Ewigkeit" aus dem Jahr 1980, in dem ein vom Militär entwickeltes Virus und ein atomarer Feuersturm fast die gesamte Menschheit tötet.
Der militärische Einfluss auf Menschen und Umwelt beschäftige die Welt auch heute noch, sagt Ausstellungs-Hauptkurator Jens Wehner.
Von grotesker Forschungs-Euphorie bis hin zum Wettrüsten
Drei große Kapitel gliedert die Schau, die erste heißt "Das Rennen", gewidmet dem frühen Wettrüsten der Supermächte in den 50er-Jahren.
Damals habe es eine groteske Fortschritts-Euphorie gegeben, bis hin zur Sexualisierung der Atomkultur, so Jens Wehner. Aus den Atombomben-Versuchen im Bikini-Atoll im Süd-Pazifik entstand der gleichnamige Badeanzug für Frauen, es wurde die "Miss Atom" gekürt, es gab lustige Filmkomödien zur Bombe.
"Die Grenze", Kapitel zwei, schildert den Endpunkt der Entwicklung in den 60er-Jahren. Atomare Waffen sind zu sehen, Dokumentationen über den Wettlauf ins Weltall, das blutige Scheitern in Vietnam oder Afrika. Bomben sind ausgestellt, Wrackteile abgestürzter Starfighter.
Der Abschnitt "Die Reflexion" thematisiert die 80er-Jahre. "Hier setzt ein grundlegend anderes Verständnis der Technik ein", so Jens Wehner. Angst vor dem Wettrüsten bestimmte jetzt die Gesellschaft; Plakate zu Filmen wie "The Day After" oder "Wargames" zeigen es, ebenso echte SS-23-Mittelstreckenraketen, vor deren Einsatz sich Generationen in Ost und West fürchteten.
Deutlich wird aber auch, wie militärische Forschung Computertechnik und Smartphones möglich machte.
Panzer, Hubschrauber und Kampfjets im Außenbereich haben nicht zwingend mit dem Thema zu tun, zeigen aber, wie wichtig traditionelle Streitkräfte wieder geworden sind. Beschriftungen informieren: "In der Ukraine im Einsatz". Man schluckt.
Die Ausstellung "Overkill - Militär.Technik.Kultur im Kalten Krieg" läuft bis 30. Juni 2024.
Titelfoto: Montage: Norbert Neumann