Kraftwerk Mitte lässt die Puppen tanzen: Neue Ausstellung vor der Eröffnung
Dresden - Ausstellungseröffnungen gibt es gewohnheitsmäßig viele in einem Museumsverbund. Museums-Neueröffnungen sind demgegenüber selten, deren zwei in einem Jahr umso mehr. Nach dem Archiv der Avantgarden (AdA) im Mai öffnet am 7. September die Puppentheatersammlung im Dresdner Kraftwerk Mitte.
Durch das historische Tor einer Proszeniumsbühne gelangt, wer eintritt, in die Sammlung, als wäre sie ein Theater. Zum Pressetermin am Donnerstag war das Tor hinsichtlich der voraus liegenden Eröffnung noch verhängt.
Auf zwei Stockwerken ist Geschehen. Die zweite Etage beinhaltet auf 300 Quadratmetern die Basis-Ausstellung, die in sechs Abteilungen einen überschaubaren Ausschnitt gewährt über die verschiedenen Arten von Puppen, die es gibt, über Geschichte und Gegenwart des Puppentheaters, wobei mit klassischen Präsentationselementen einer Ausstellung ebenso gearbeitet wird wie mit multimedialen Anwendungen.
Überschaubar ist der Ausschnitt, weil er aus Platzgründen nur einen Bruchteil der Sammlung präsentiert. Allein 12.000 Marionetten, Handpuppen und andere Theaterfiguren umfasst die Sammlung, der Gesamtbestand an Objekten umfasst gar 100.000 Objekte.
"Was wir zeigen können, befindet sich im einstelligen Prozentbereich", sagt Kathi Loch, 1979 geborene Direktorin des Museums für Sächsische Volkskunst und der Puppentheatersammlung.
Der Basis-Ausstellung korrespondiert auf rund 600 Quadratmetern Fläche die Jahresausstellung, die jeden Herbst an ein externes Team vergeben wird.
Marionette des US-Tech-Milliardärs Elon Musk wird im Kraftwerk Mitte ausgestellt
Erstes Team ist die deutsch-schweizerische Künstlergruppe Rimini Protokoll, die auf einem Parcours von mehreren Stationen mit dem Publikum ein raffiniertes Spiel treibt, das von Selbstbestimmung, Kontrollverlust und Künstlicher Intelligenz handelt, wobei die jüngst von den SKD erworbene roboterbetriebene Marionette des US-Tech-Milliardärs Elon Musk (53) die zentrale Rolle spielt. "Alter Ego Raubkopie" heißt das so kluge wie unterhaltsame Spektakel.
Die Neupräsentation der Puppentheatersammlung, die 1952 von Otto Link begründet wurde und seit 20 Jahren in der Garnisonkirche kein verlottertes, aber weitgehend ignoriertes Leben fristete, zeigt eine traditionelle Kunstform auf der Höhe unserer Zeit.
Als "Museum, das kein Museum ist", bezeichnet sie SKD-Generaldirektorin Marion Ackermann (59). Die Ausstellung bietet im Basis-Teil viele Möglichkeiten der Anwendung, des Spielens (nicht mit den Puppen selbst, aber etwa im Multimedia-Bereich) und bezieht das Publikum im Rimini-Teil aktiv - im Museumsjargon: partizipativ - ein. "Ein superlebendiger Ort" soll die Puppentheatersammlung fortan sein, so Ackermann.
Seit 2017 SKD und DREWAG den Mietvertrag für die Räume im Kraftwerk Mitte schlossen, wurde das Projekt entwickelt und baulich umgesetzt. Auf den zwei Etagen verfügt die Sammlung über insgesamt 2600 Quadratmeter Fläche.
"Außer Basis- und Jahresausstellung haben wir zwei Depots, Bibliothek und Archiv", so Kathi Loch. Ähnlich wie das Archiv der Avantgarden ist die Puppentheatersammlung nicht allein ein Ort des Staunens, sondern ebenso einer des vertieften Interesses, des Forschens, des Wissenswollens.
Titelfoto: Bildmontage: Norbert Neumann (2)