Kraftwerk mit spektakulärer Licht-Show an der Semperoper

Dresden - Fast mochte man es nicht "Konzert" nennen: Am Samstag traten die Elektropop-Pioniere von Kraftwerk auf dem Theaterplatz auf, vor der prächtig illuminierten Fassade der Semperoper. Die vier Musiker, auf der Balkonbalustrade über dem Operneingang positioniert, verschwanden regelrecht in überdimensionalen Projektionen. Nein, kein Konzert, ein gigantisches Multimedia-Spektakel war es.

Kraftwerk war da: Die von Licht und Zahlensymbolen illuminierte Semperoper vorm Abendhimmel.
Kraftwerk war da: Die von Licht und Zahlensymbolen illuminierte Semperoper vorm Abendhimmel.  © Norbert Neumann

Popkultur wurde so mit Hochkultur vermählt, wobei der Elektropop von Kraftwerk weltweit selbst zur Hochkultur gezählt wird. Mindestens in diesem Jubiläumsjahr: Vor genau 50 Jahren kam das Album "Autobahn" heraus, mit dem die Bandgründer Ralf Hütter (78) und Florian Schneider (†73) erstmals die Methoden elektronischer Klangerzeugung aus dem Geiste Stockhausens und der Musique concrète in ein Pop-Format übertrugen und damit die Musik evolutionierten - die Geburt des Techno-Pop.

Als einzig verbliebenes Originalmitglied führt Hütter mit drei wechselnden Mitstreitern das musikalische Erbe Kraftwerks live auf, jahrelang in Museen, zuletzt in Open-Air-Shows vor historischen Gebäuden wie der Akropolis in Athen oder Schloss Schönbrunn in Wien.

Nun also die Semperoper, vor 18.500 Fans auf dem Theaterplatz (die sicher froh waren, dass der angekündigte Regen ausblieb).

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Die Musik laut und mit technoidem Wumms dargeboten. Zur traditionellen Eröffnung "Nummern" (1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8) wurden von Beamern die Ziffern auf die Opernfassade projiziert, bis zu einem neongrün wabernden Zahlenteppich. Das Stück ging direkt in "Computerwelt" über, von Binärcode-Zeilen visualisiert.

Semperoper wurde beim Kraftwerk-Konzert zur Großbild-Projektionsfläche

Tausende Fans kamen auf den Theaterplatz und lauschten dem Hör-Spektakel, das auch optisch einiges zu bieten hatte.
Tausende Fans kamen auf den Theaterplatz und lauschten dem Hör-Spektakel, das auch optisch einiges zu bieten hatte.  © Norbert Neumann

In der Folge wurde die barocke Fassade der Semperoper zur Großbild-Projektionsfläche für die audiovisuelle Performance, in der die vier fast unbeweglichen Musiker in farblich variablen LED-Anzügen an Keyboard-Stehpulten zu ihren eigenen Piktogrammen schrumpften und mit den Projektionen verschmolzen.

Diese waren passgenau auf die Architektur der Semperoper abgestimmt. Waberten auf der Hauptfassade animierte Radiowellen, Pulsar-Linien oder zuckende Sequenzer-Balken, schimmerte das Dach der Oper mal violett, mal bläulich, immer komplementär.

Mal rauschte die "Autobahn"-Fahrt über die Fassade, zu "Radioaktivität" grellte gelb das Atomzeichen, zu "Neonlicht" liefen sanft geschwungene Schriftzüge durch.

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"Spacelab" bot den Blick aus einem Raumschiff und fast schien es, als würde die Semperoper selbst abheben.

19 Titel fasste die Setlist, darunter "Das Model", "Mensch-Maschine" und "Computerliebe", bis beim Finale "Boing Boom Tschak / Musique Non Stop" die Fassade ganz hinter ikonischen Kraftwerk-Bildern verschwand.

Als Zugabe gab's "Die Roboter" und eine artige Verbeugung Hütters. Eine einmalige Show, wahrlich ein Gesamtkunstwerk.

Titelfoto: Norbert Neumann

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