Jazztage Dresden vor dem Start: Von Rekord und Existenznot
Dresden - Die Jazztage Dresden stehen an mit dem 23. Jahrgang. Mehr als 80 Konzerte zählt der Spielplan zwischen 20. Oktober und 25. November. Intendant Kilian Forster (55) weist gerne darauf hin, dass es in Deutschland kein größeres Jazzfestival als dieses gibt.
Das Programm präsentiert Vielfalt, und es stellt internationale Größen aus Jazz und Entertainment vor, wie die koreanische Pianistin und Sängerin Younee oder den Vibrafonisten Wolfgang Lackerschmidt.
Außerdem sind Flügelhornist und Trompeter Markus Stockhausen aus Deutschland, der Sänger Thomas Quasthoff und die Sängerin Ute Lemper sowie die norwegische Sängerin Rebekka Bakken mit von der Partie.
Komplettiert wird das Programm von der portugiesischen Sängerin Maria João, dem schwedischen Pianisten Martin Tingvall mit seinem Trio, dem Finnen Iiro Rantala und nicht zuletzt dem australischen Multiinstrumentalisten James Morrison, der im Rahmen der Jazztage auch als Musiklehrer in Erscheinung tritt und eine Masterclass leitet.
Großes Interesse hervorrufen dürften die Konzerte der neu zusammengesetzten Jazzrock-Formation Panta Rhei um den Bassisten Henning Protzmann, des Bigband-Leaders und Crooners Tom Gaebel oder des Dresdner Lokalmatadors Thomas Stelzer.
Veranstalter der Jazztage erwarten Zuschauer- und Umsatzrekord
Die Jazztage Dresden erwarten 2023 einen Zuschauerrekord, so war Ende August eine Pressemitteilung überschrieben, die der Intendant aussendete. Aktuell spricht er von einem möglichen Umsatzrekord.
Etwa die Hälfte der ungefähr 40.000 Karten sei schon verkauft, trotz gestiegener Eintrittspreise, mit denen das Festival auf Inflation und gestiegene Kosten in allen Bereichen reagiere.
"Wir haben Preissteigerungen in der Technik, bei Heizkosten, auch viele Künstlergagen sind gestiegen", sagt Forster, dazu komme die von der Stadt Dresden erhobene Tourismusabgabe für die etwa 600 Übernachtungen der Künstler vor Ort.
Es ist wie eine Gewohnheit des Intendanten, gegensätzliche Signale auszusenden. Da verkündet er Erfolgsmeldungen über rekordverdächtige Veranstaltungszahlen und erwartbare Einnahmen und beschwört im nächsten Atemzug die Existenznot des Festivals.
Es fehle Geld, so Forster. Gemeint ist öffentliches Geld, Förderung. Die Rücklagen der Jazztage seien aufgebraucht, das im kommenden Jahr zu erwartende Minus betrage bei 40 Prozent höheren Kosten rund 200.000 Euro.
Hauptspielort der Jazztage Dresden ist in Gefahr
Dagegen stünden 53.600 Euro aus den Fördertöpfen von Stadt und Land. Er hoffe auf deutliche Erhöhung des Förderanteils, andernfalls er das Festival 2024 in der gewohnten Form nicht mehr durchführen könne.
Allein der angestammte Hauptspielort - Ostra-Dome samt Ostra-Lounge - sei nicht mehr finanzierbar. Forster: "Wir würden dann nur noch einzelne Jazztage im Jahr veranstalten können", mit dem Festival wäre es vorbei.
Das Verhältnis zwischen Forster und der Dresdner Kulturpolitik, es war angespannt in den zurückliegenden Jahren, in denen der Intendant lautstark gegen die Corona-Politik der öffentlichen Verwaltung ankämpfte und vor zwei Jahren das Festival aus Protest vorzeitig abbrach.
Auch in der Kulturszene der Stadt hat sich der Intendant Gegner gemacht, als Folge seines Flirts mit Querdenkerthemen, Impfgegnern und Verschwörungsmystikern.
Dass Forster mit Gründung und Etablierung der Jazztage Verdienst zukommt und ein Ende des Festivals für den Kulturstandort Dresden einen Verlust bedeutete, dürften ihm aber selbst Gegner zugestehen.
Titelfoto: Andreas Weihs