Jakub Gawlik inszeniert "Don Quijote & Sancho Pansa" am Societaetstheater

Dresden - Jakub Gawlik (41) ist Theaterregisseur und Journalist, in dieser Reihenfolge. Als Journalist arbeitet er unter anderem für TAG24, als Regisseur realisiert er freie Produktionen, wie jetzt "Don Quijote & Sancho Pansa" im Societaetstheater. Am heutigen Freitagabend ist Premiere.

Lässig lehnt Jakub Gawlik (41) am Werbeaufsteller für seinen "Don Quijote" vorm Societaetstheater.
Lässig lehnt Jakub Gawlik (41) am Werbeaufsteller für seinen "Don Quijote" vorm Societaetstheater.  © Petra Hornig

"Müßiger Leser. - Ohne Schwur magst du mir glauben, dass ich wünsche, dieses Buch, das Kind meines Gehirns, wäre das schönste, lieblichste und verständigste, das man sich vorstellen kann", so schrieb Miguel de Cervantes in der Vorrede seines Romans, dessen erster Teil 1605 erschien.

Der Wunsch wurde Wahrheit, "Don Quijote" (auch: Don Quixote) machte Weltkarriere. Der Roman wurde 2002 von einhundert berühmten Schriftstellern in einer vom Osloer Nobelpreiskomitee ausgelösten Abstimmung zum "besten Buch der Welt" gewählt.

Don Quijote, eigentlich: Alonso Quijano, das ist der heruntergekommene Edelmann, der nach ausgiebiger Lektüre von Ritterromanen beschließt, selbst Ritter zu sein, um dem ereignislosen Alltag ein abenteuerliches Leben abzutrotzen. Ein literarisches Motiv so konkret wie sinnbildlich und bis heute inspirierend.

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In Gawliks Inszenierung ist Alonso Quijano ein gebrochener Held von heute. Er bewohnt einen Plattenbau auf der Holbeinstraße. Materiell ist er gut versorgt, dennoch empfindet er sein Leben als öde und ziellos. Der alte Traum des egalitären Lebens, des "gleichen Lebensraums für alle", ist zerstoben.

Wo der originale Don Quijote auf einem alten Klepper durchs Leben zieht, den er Rosinante nennt, ist sein Dresdner Widergänger auf einem E-Roller unterwegs; als Sancho Pansa schließt sich ihm ein Minijobber und Familienvater aus dem zehnten Stock seiner Platte an.

Zunächst fünf Vorstellungen von "Don Quijote & Sancho Pansa" in Dresden

Don Quijote gehört zu den bedeutendsten Werken der Weltliteratur. Der Kampf des Helden gegen Windmühlen ist ein Symbol dafür, Vergebliches zu wagen.
Don Quijote gehört zu den bedeutendsten Werken der Weltliteratur. Der Kampf des Helden gegen Windmühlen ist ein Symbol dafür, Vergebliches zu wagen.  © 123RF/jessicahyde

Gawlik hat sich durch das Buch gearbeitet. "Die 900 Seiten Roman haben wir auf 50 Seiten Script reduziert", sagt er. Auch das Personal des Romans ist abgespeckt. Auf der Bühne erleben wir jene beiden Protagonisten, Don Quijote und Sancho Pansa.

Gawlik: "Wir erzählen aus ihrer Wahrnehmung heraus." Dass das Ensemble klein ist, ist auch eine Konzession an das wenige Geld, das für die Produktion zur Verfügung steht. Förderung gibt es von der Stadt Dresden, Land und Bund haben die Förderanträge negativ beschieden.

Zum Zungeschnalzen ist gleichwohl die Besetzung. Daniel Minetti, früher langjährig am Dresdner Staatsschauspiel, gibt den "Ritter von der traurigen Gestalt", Marcus Born, in Dresden bekannt von Comödie, Boulevardtheater oder Landesbühnen, den Sancho.

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Auch Dulcinea macht mit, jene wunderschöne Traumgestalt, für die Don Quijote seine Schlachten schlägt. Die Schwestern Chiara und Seraphine Detscher, ausgebildet an der Palucca Schule, geben ihnen tänzerisch Profil. Livemusik kommt von Jens-Karsten Stoll.

Jakub Gawlik ist Regisseur und Produzent. 1983 in Polen geboren, lebt er seit 1988 in Deutschland. Studium in Frankfurt/Main, Regieassistenzen am Residenztheater München oder am Staatsschauspiel Dresden, Szenenstudium an der Hochschule "Ernst Busch" in Berlin, viele freie Inszenierungen - Eckpunkte seiner vielfältigen Karriere. Am Societaetstheater inszenierte er 2021 Heiner Müllers "Wolokolamsker Chaussee V-I", auf der Freilichtbühne Reichenau 2023 Kästners "Drei Männer im Schnee."

"Don Quijote & Sancho Pansa" zählt in der ersten Aufführungsstaffel fünf Vorstellungen, eine zweite Staffel soll im Frühjahr 2025 folgen.

Die Premiere beginnt heute um 20 Uhr im Societaetstheater, Gutmann-Saal, An der Dreikönigskirche 1a, 01097 Dresden.

Titelfoto: Petra Hornig, 123RF/jessicahyde

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