Dresden - Das Lokal ist rappelvoll. Gäste stöbern aber nicht in der Speisekarte der "Trödelschänke". Sie drängeln sich in dicken Wintersachen zwischen ausgebreitetem Geschirr, Schallplatten, Lampen, Büchern, Mobiliar und ganzen Heerscharen von Gläsern und Sammeltassen. Nachdem das Lokal zum Jahreswechsel die letzten Gäste in der Gewandhausstraße bewirtet hatte, wird nun ausgeräumt.
Bis Samstag kann in der "Trödelschänke" getrödelt werden - große und kleine Schätze warten auf neue Besitzer. "Was dann nicht weg ist, fliegt auf den Müll", sagt Wirt Stefan Pfitzer (33). Wie es aussieht, wird nicht viel übrig bleiben.
Hobbytrödler Siegfried Hofmann (81) ist aus Großröhrsdorf vorgefahren. "Meine Frau liegt schon lange auf dem Friedhof. Mit Trödeln halte ich mich in Schwung und komme mit Leuten ins Gespräch", sagt der Witwer.
Für über 200 Euro hat er "eingekauft". Unter seinen Schätzen ist auch ein 15-Liter-Essigtopf der Firma Moskopf. "Alles mit Werbung verkauft sich gut. Zweimal im Monat stehe ich auf dem Trödelmarkt - einmal auf der Galopprennbahn in Seidnitz und einmal in Bautzen."
Neben ihm schauen sich Pia und Gabriel nach Geschirr und Gläsern für ihre erste gemeinsame Wohnung um.
Paar freut sich über "echtes Schnäppchen"
"Wir haben gerade den Mietvertrag unterschrieben", freut sich Pia. Sie hat sich in eine Kanne mit Zwiebelmuster aus Kahla verguckt. "Die kostet einen Zehner, Gläser einen Euro", sagt Pfitzer mitten im Gedrängel.
Er selbst hat sich einen großen Teppich und Kleinigkeiten beiseitegelegt. "Aber alles kann man eben nicht aufheben", zuckt er mit den Schultern.
Vorm Lokal wuchten Michael Burkhard (66) und seine Frau Conny (62) ein gusseisernes Gestell einer Singer-Nähmaschine in den Kofferraum ihres Autos.
"Da kommt noch eine Platte drauf und dann nutzen wir das als Gartentisch. Wir haben nur 30 Euro dafür bezahlt. Das ist ein echtes Schnäppchen", fährt das Paar zufrieden nach Hause.