Es geht um die West-Züge 1989: Die Wende kommt auf die Bahn-Bühne
Dresden - Kurz vor dem Mauerfall: Tausende DDR-Bürger campieren vor der Deutschen Botschaft in Prag, wollen in den Westen. Schließlich werden Sonderzüge eingesetzt, es kommt zu dramatischen Szenen. Daraus ist nun zu ein Theaterstück geworden.
"Über den Zaun" des niedersächsischen Eisenbahntheaters "Das Letzte Kleinod" soll ab 7. Juli an Dresdner Gleisen aufgeführt werden. Denn die "Prager Züge", die auf SED-Geheiß mitten durch DDR-Staatsgebiet gelenkt wurden, fuhren auch durch Dresden.
Den Zuginsassen wurde zugejubelt, manch einer sprang auf den fahrenden Zug Richtung Westen auf.
"Wir sind ein Dokumentationstheater. Das heißt, wir verbinden Geschichte mit den Orten, wo sie passiert ist", erzählt Theaterleiterin Juliane Lenssen (60). Jetzt soll es um die Menschen gehen, die 1989 in Prag über den Zaun der westdeutschen Botschaft kletterten.
Für das Drehbuch führte Regisseur Jens-Erwin Siemssen Zeitzeugeninterviews, sechs Profi-Schauspieler führten sich die Kulisse bei Proben in Prag vor Ort zu Gemüte. Das Drehbuch verändert O-Töne der ostdeutschen Zeitzeugen nicht, verstrickt sie nur neu zu fiktionalen Szenen.
Sätze eines Zeitzeugens
Aufgeführt werden diese Szenen auf Bühnenwaggons des ozeanblauen Theaterzugs des "Kleinods" in Dresden, Plauen und Hof, der damaligen Endstation.
"Das ist eines der emotionalsten Theaterprojekte für mich", so Schauspielerin Margarita Wiesner (39). Kein Wunder, schließlich gehen die Erinnerungen der Zeitzeugen ins Mark.
In einer Szene verkörpert sie einen Thüringer, der spricht: "Ich habe heimlich Westfernsehen geguckt. In Eisenach war das möglich. Die Tagesschau hat berichtet, dass immer mehr Leute in die bundesdeutsche Botschaft stürmen. Und morgen früh bin ich da ..."
Titelfoto: PR