"Der Dreh war ein Rausch": Dresdner Schauspieler Valentin Richter zeigt ersten Kinofilm
Dresden - Es war "nur" ein Freundschaftsprojekt, das nun - unerwartet - weltweit durchstartet: Der aus Dresden stammende Schauspieler Valentin Richter (29) hat mit engen Freunden im Corona-Sommer 2020 seinen ersten Spielfilm "Letzter Abend" gedreht.
Eine kleine, unabhängige Low-Budget-Produktion, mittlerweile auf Festivals preisgekrönt und international gefeiert. Am Wochenende (2. bis 3. September) hat Richter ihn in seiner Heimatstadt präsentiert.
"Letzter Abend", von Regisseur Lukas Nathrath (32) und Hauptdarsteller Sebastian Doppelbauer (28) geschrieben, erzählt von einem Paar - sie angehende Ärztin, er erfolgloser, depressiver Musiker -, das von Hannover nach Berlin ziehen will. Die Abschiedsparty mit Freunden und ungebetenen Gästen entgleist.
Das ist in vielen gut beobachteten Momenten voll schmerzhafter Wahrheiten über Menschen um die 30, gleichzeitig verblüffend witzig.
Valentin Richter spielt darin den "Werbefuzzi" Aaron. Ein Typ mit zwei Gesichtern: Erst saust er mit einem fröhlichen "Palim, Palim" in den Film, am Ende versetzt er als Fiesling böseste Seitenhiebe.
Die meisten Mitstreiter kennt Richter von der Uni
Für den im Viertel Weißer Hirsch aufgewachsenen Dresdner die erste Filmrolle. Dafür kam er schon früh an die Bühne: Die Mutter Schauspielerin, der Vater Dramaturg, so sei er ins Theater "hineingeboren".
Er spielte Kinderrollen am Staatsschauspiel und der Semperoper, es folgte das Schauspielstudium in Hamburg. Seit dem Abschluss 2018 ist er am Schauspiel Stuttgart engagiert.
Die meisten Mitstreiter in "Letzter Abend" kennt Richter vom Hamburger Studium: "Wir wussten früh, dass wir was zusammen machen werden." Mitten im Lockdown kam der Anruf: "Du alter Theaterhase, du musst jetzt mit uns einen Film drehen."
Nathrath und Doppelbauer hatten ihren Freunden die Rollen quasi auf den Leib geschrieben.
"Wir konnten uns aber selbst mit einbringen", sagt Richter. "Eine wunderbare Arbeitsweise." Mit gerade mal 4000 Euro Budget entstand binnen sieben Tagen das Kammerspiel in einer bis zu 37 Grad heißen Wohnung in Hannover.
Valentin Richter: "Das alles mit engen Freunden zu erleben ist schlicht der Wahnsinn"
Richter: "Weil wir uns alle so gut kannten, war da eine Vertrauensbasis. Die kreative Arbeit hat uns in einen regelrechten Rausch geführt." Der bis heute anhält: Der Film gewann nach drei Jahren Post-Produktion den Regie-Preis beim Max-Ophüls-Festival gegen Filme, die mindestens zwei Millionen Euro gekostet hatten, sowie den First Look Award beim Filmfestival in Locarno und hatte Weltpremiere beim Filmfestival in Rotterdam. Richter: "Das alles mit engen Freunden zu erleben ist schlicht der Wahnsinn."
Mittlerweile ist der Film in zwölf Länder verkauft, war in Shanghai und Melbourne zu sehen. Richter sagt: "Ein tolles Kompliment ist, wenn jemand in Shanghai über meine Rolle sagt: Den Menschen kenne ich!" Zuletzt war das gesamte Team mit dem Film auf Kino-Tour durch Deutschland. Der Abschluss in Dresden, für Richter mit Familie und Freunden. Er ist sehr glücklich: "Eine Ehre, dass der Film in der Schauburg und dem PKO zu sehen ist, zwei Kinos, die mir früher so wichtig waren."
Richter hofft, dass dieser Erfolg jungen deutschen Filmemachern Mut macht, auch ohne Fördermittel loszulegen und kreative Kräfte freizusetzen.
Er plant mit seiner "Filmfamilie" bereits die nächsten Projekte. Sofern es mit der Bühnenarbeit vereinbar ist: "Ohne Theater kann ich nicht leben."
"Letzter Abend" läuft am heutigen Montag noch einmal im PKO (17 Uhr) und der Schauburg (20.45 Uhr).
Titelfoto: Bildmontage: Filmwelt//Steffen Füssel