70.000 Euro Miese: Steht der "Palais Sommer" vor dem Aus?

Dresden - Das eintrittsfreie Kulturfestival "Palais Sommer" endete am Sonntag mit einer ernüchternden Bilanz - und 70.000 Euro Verlust. Reichlich sechs Wochen bespielte Festival-Chef Jörg Polenz (60) mit Kulturangeboten von Klassik bis Yoga den Neumarkt, die Freifläche am Ostra-Dome und im Alaunpark. Doch die Spendenfreude der Gäste ließ zu wünschen übrig.

Der "Palais Sommer" belebte die Abende auf dem Neumarkt.
Der "Palais Sommer" belebte die Abende auf dem Neumarkt.  © Toni Kretschmer

"Im Durchschnitt spendete jeder Besucher nur 1,39 Euro, noch weniger als im Vorjahr", bedauert Polenz.

"Unglaublich viele Gäste haben vor allem das tolle abendliche Flair am Neumarkt genossen.

Wir schätzen ihre Zahl auf rund 260.000 Besucher, direkt in unser Festival-Areal kamen 63.000 Gäste. Rund 8700 Besucher zählten wir am Ostra-Dome, 1500 Yoga-Fans kamen in den Alaunpark."

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Auch der Comuneo-Freundeskreis ist nicht wie erhofft gewachsen.

"Wir haben derzeit über 1000 Mitglieder, darunter 45 Firmen", so Polenz. "Hätten wir rund 4000 Mitstreiter in unserer Community, stünde die Finanzierung des Festivals gemeinsam mit den Hauptsponsoren auf festen Füßen."

"Palais Sommer"-Verluste werden durch Rücklagen ausgeglichen

Die Festivalcrew hofft auf höhere Spenden: Tessa Schleritt (27), Jörg Polenz (60) und Frank Wallburger (59, v.l.).
Die Festivalcrew hofft auf höhere Spenden: Tessa Schleritt (27), Jörg Polenz (60) und Frank Wallburger (59, v.l.).  © Petra Hornig

Der normale Comuneo-Jahresbeitrag beträgt 120 Euro - das Festival-Budget beläuft sich auf 1,3 Millionen Euro. Der "Palais Sommer" erhält keine Fördermittel.

"Den Verlust aus diesem Jahr können wir durch Rücklagen decken. Doch wollen wir das Festival 2025 in gleicher Qualität durchführen, dann haben wir derzeit eine Unterfinanzierung von rund 200.000 Euro, eine dann wieder anfallende Sondernutzungsgebühr für den Neumarkt noch nicht eingerechnet", bilanziert Polenz.

"Wir wollen das Festival nicht nur weiterführen, sondern auch entwickeln. Doch dafür brauchen wir mehr Unterstützung - auch von unseren Gästen."

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Der nächste "Palais Sommer" gastiert vom 14. Juni bis 20. Juli 2025 auf dem Neumarkt.

Kommentar zum Palais Sommer: Was ist es uns wert?

TAG24-Redakteurin Katrin Koch findet, dass es sich für Kulturangebote lohnt, den Solidargedanken neu zu beleben.
TAG24-Redakteurin Katrin Koch findet, dass es sich für Kulturangebote lohnt, den Solidargedanken neu zu beleben.  © Eric Münch

Der "Palais Sommer" hat uns italienisches Flair auf den Dresdner Neumarkt gezaubert. Es wurde musiziert, getanzt und gelacht. Inmitten einer wundervollen Kulisse wurde gemalt - und daneben ein Wein getrunken.

Einfach herrlich. Und so im kleinen Glück haben wohl viele Besucher vergessen oder übersehen, dass ein Festival Geld kostet.

Oder sie haben angenommen, dass reichlich Fördermittel fließen. Tun sie aber nicht. Sehr wohl könnte es den politischen Willen und die praktische Unterstützung von Stadt und/oder Land geben.

Doch eigentlich sollten wir Besucher uns doch fragen: Was ist uns dieses Festival wert? Doch wohl hoffentlich mehr als eine durchschnittliche Pro-Kopf-Spende von 1,39 Euro!

Dieser Betrag ist, gelinde gesagt, hochnotpeinlich!

Spenden könnten ein guter Anfang sein

Am Alaunpark, aber auch am Ostra-Dome wurden die Yogamatten ausgerollt.
Am Alaunpark, aber auch am Ostra-Dome wurden die Yogamatten ausgerollt.  © Palais Sommer

Was es braucht, ist ein Engagement der Stadtgesellschaft - eine Solidargemeinschaft von Bürgern und Unternehmern. Für Kulturangebote, die auf Resonanz stoßen, die Gemeinschaftserlebnisse schaffen und den Solidargedanken neu beleben.

Es ist immer leicht, sofort und laut nach kommunaler oder staatlicher Unterstützung zu rufen, statt eigenverantwortlich zu handeln. Und vielleicht, als ersten Anfang, 5 oder 10 Euro für einen wunderbaren Kulturabend zu spenden.

Und wer mehr hat, darf mehr geben, sollte solidarisch agieren für jene, die keine großen Sprünge machen können - und trotzdem in den Genuss von Kultur kommen sollen. Wir Dresdner müssen die Kultur leben - auch außerhalb von Theatern und Museen.

Titelfoto: Toni Kretschmer

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