"Die Jüdin von Toledo": Brisante Uraufführung in der Semperoper!

Dresden - Es geht um eine "verbotene" Liebe mit tödlichem Ausgang, um Verrat, Machtmissbrauch und - leider auch - um Antisemitismus. Komponist Detlev Glanert (63) hat im Auftrag der Semperoper "Die Jüdin von Toledo" neu vertont. Ein alter und immer schon brisanter Stoff ist es, der in diesen Tagen wieder bedrückend aktuell geworden ist. Am Samstag ist Uraufführung.

Das stimmungsvolle Bühnenbild des historischen Toledo hat Regisseur Robert Carsen mit Luis F. Carvalho gestaltet.
Das stimmungsvolle Bühnenbild des historischen Toledo hat Regisseur Robert Carsen mit Luis F. Carvalho gestaltet.  © Semperoper Dresden/Ludwig Olah

Frei nach dem historischen Trauerspiel von Franz Grillparzer erzählt das Werk von der Liebesaffäre König Alfonsos VIII. von Kastilien zur schönen Jüdin Rahel im 13. Jahrhundert.

Im von Mauren belagerten spanischen Toledo entfaltet sich eine Tragödie von Ehebruch und Leidenschaft über religiöse Grenzen hinweg. Weil Alfonsos Gattin Eleonore meint, er käme seinen Pflichten nicht mehr nach, drängt sie mit ihren Gefolgsleuten Alfonso zum Krieg gegen die Mauren.

Sie inszeniert einen Putsch, in dessen Folge Alfonso Rahel opfert und - wie so oft - alle Juden verfolgt werden.

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Die Opernwelt dürfte gespannt auf Dresden schauen: Der vielfach international ausgezeichnete Glanert gehört zu den renommiertesten und weltweit meistgespielten Komponisten der Gegenwart. Die Dresdner "Jüdin von Toledo" ist seine zwölfte Oper.

Dabei habe ihn vor allem interessiert, "wie das Politische und seine Instrumentalisierung auf eine bestialische Weise in das Privatleben eingreifen", so Glanert zur Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Detlev Glanert: "Oper war fertig, bevor die Ereignisse in Israel begannen"

Komponist Detlev Glanert (63).
Komponist Detlev Glanert (63).  © Sebastian Kahnert/dpa

Eine besondere Aktualität durch jüngste antisemitische Proteste auch in Deutschland sieht er teilweise. Aber: "Die Oper war fertig, bevor die Ereignisse in Israel begannen." Antisemitismus sei in diesem Stück immer ein Thema.

Glanert: "Das Besondere bei Grillparzer und unserer Oper ist aber, wie er instrumentalisiert wird." Fremdenhass werde benutzt, um bestimmte politische Ziele zu erreichen - indem man mit Hetze arbeitet, mit Fake News und allem, was das Repertoire so hergibt. Glanert: "Das ist zu allen Zeiten und immer passiert. Das ist keine Erfindung unserer Zeit".

Ihm gehe es um die Behandlung einer spannenden Geschichte, für die man heute überall auf der Welt Parallelen sähe. Einen konkreten Ort habe er nicht im Sinn.

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Fast wäre "Die Jüdin von Toledo" ein Opfer der Corona-Pandemie geworden. Doch Semperoper-Intendant Peter Theiler wollte Glanerts Werk unbedingt. Der hat rund vier Jahre daran gearbeitet.

Den größten Teil am Szenario, 18 Monate habe er komponiert. Das Libretto schrieb Hans-Ulrich Treichel, Regie führt der Kanadier Robert Carsen. Am Pult der Sächsischen Staatskapelle steht Dirigent Jonathan Darlington. Als Solisten sind unter anderen Heidi Stober (Rahel), Lilly Jørstad als Rahels Schwester Esther, Tanja Ariane Baumgartner (Königin Eleonore) und Christoph Pohl als Alfonso zu erleben.

Die Uraufführung wird am Samstag ab 20.05 Uhr von MDR Kultur, MDR Klassik und Deutschlandfunk Kultur übertragen.

Titelfoto: Bildmontage: Semperoper Dresden/Ludwig Olah, Sebastian Kahnert/dpa

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