Das Publikum soll's richten! Jazztage Dresden trotzen Existenzkrise mit Benefizkonzert
Dresden - Die Jazztage Dresden, sie sind für dieses Jahr abgesagt, es fehlen die Mittel. Oder doch nicht? Ein Benefizkonzert am heutigen Dienstagabend im Kulturpalast soll Geld ins ausgetrocknete Finanzsäckel spülen. Das Publikum soll's richten.
Intendant Kilian Forster (55) lässt selten eine Gelegenheit aus darauf hinzuweisen, dass er sich und die Jazztage von der öffentlichen Verwaltung ungerecht behandelt fühlt.
"In direkter Konkurrenz zu hoch subventionierten Mitbewerbern aus Stadt und Land, welche die Honorare für Künstler überbieten und gleichzeitig die Eintrittspreise unterbieten können, ist es den Jazztagen ohne eine vergleichsweise faire Unterstützung von Stadt und Land nicht möglich, in diesem ungleichen Wettbewerb zu bestehen", formuliert er in einem aktuellen Statement, ohne "Mitbewerber" beim Namen zu nennen.
Etwas mehr als 50.000 Euro aus den Förderprogrammen von Stadt und Land stünden bei 40 Prozent höheren Kosten ein zu erwartendes Minus von rund 200.000 Euro gegenüber, hatte der Intendant schon Ende des 2023er-Festivals im vergangenen November vorgerechnet.
Die Konsequenz daraus: Ein zusammenhängendes Festival im Herbst mit bis zu einhundert Konzerten, wie in den Vorjahren üblich, ist nicht mehr zu stemmen.
Die Zeichen stünden auf radikaler Verkleinerung des Konzertangebots
Die aktuelle Arbeit des Festivalteams bestehe in Bemühungen und Maßnahmen, "die Finanzierungslücke zunächst so zu schließen, dass das Festival 2024 in stark verkleinerter Form stattfinden kann und für 2025 die Mittel für ein Festival in bekannter Bedeutung und Größe wie zuletzt 2023 wieder ermöglichen zu können", so Forster.
Die Zeichen stünden auf radikaler Verkleinerung des Konzertangebots auf 20 Prozent. Die neue Festivalform besteht in diesem Jahr aus locker über das Jahr gestreckten Konzertdaten. Gut ein Dutzend Konzerttermine zählt der Veranstaltungsplan zurzeit.
Im Benefizkonzert spielen die Künstler ohne Gage, der Eintritt für das Publikum ist gratis. Restkarten gebe es an der Abendkasse, heißt es.
Auf der Bühne versammeln sich unter anderem eine Reihe Stammkräfte der Jazztage, darunter Tom Gaebel, Rebekka Bakken, Maria Markesini und David Hermlin, außerdem Dirk Zöllner, die Klassik-Sängerin Simone Kermes sowie die Klazz Brothers & Cuba Percussion, die Formation des Intendanten. Die Veranstalter hoffen auf reichlich Spenden aus dem Publikum.
Titelfoto: Steffen Füssel