Brachiale Show von AC/DC - aber mit Makeln

Dresden - Bei "Shoot to Thrill" rannte Brian Johnson über den Steg Richtung Fans und klopfte sich immer wieder aufs Herz. Nein, er hatte keine Schmerzen, was man im Alter von 76 Jahren durchaus vermuten könnte. Hier schlägt der Rock 'n' Roll, schien er sagen zu wollen. Und das zeigte er. Was für eine Show von AC/DC an Tag eins in Dresden. Aber auch eine mit Makeln.

AC/DC brachte die Rinne zum Beben.
AC/DC brachte die Rinne zum Beben.  © Eric Münch

Die Australier, die in Schottland oder England das Licht der Welt erblickten, sind in die Jahre gekommen. Johnson 76, Angus Young 69. Klar! Wer über fünf Jahrzehnte auf den Bühnen der Welt herumturnt und sein letztes Hemd gibt, da ist das völlig normal.

Zwischen den Songs waren längere Pausen, was keinen störte. Bei dem, was die Band abriss, war den Männern jede Sekunde der Ruhe vergönnt.

Und trotzdem: Das war Starkstrom, Wechselstrom. Mit welcher Energie und brachialen Urgewalt AC/DC diese zwei Stunden wuppten, war Wahnsinn. In dem Alter gehen 99 Prozent der Gleichaltrigen maximal noch vom Sofa zum Kühlschrank, wenn überhaupt.

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Als wolle er das noch einmal untermauern, bretterte Young in seiner giftgrünen australischen Schuluniform bei "Let There Be Rock" ein 15-minütiges Gitarrensolo aus der Hölle in die Luft. Er überrollte damit die Rinne.

Brian Johnson (76, l.) und Angus Young (69) gaben auf der Bühne alles.
Brian Johnson (76, l.) und Angus Young (69) gaben auf der Bühne alles.  © Eric Münch

77.000 Fans beim Konzert von AC/DC in Dresden

Leadgitarrist Angus Young gründete die Hardrock-Band im November 1973.
Leadgitarrist Angus Young gründete die Hardrock-Band im November 1973.  © Eric Münch

Mit "If You Want Blood (You’ve Got It)" und "Back in Black" ging der Orkan los. Danach gab es bei den offiziell 77.000 Fans in der Rinne kein Halten mehr. Die Teufelhörnchen auf den Köpfen der Fans blinkten im ganzen Rund. Eine laute, eine elektrisierende, eine fette Partie.

Zumindest für die Jünger, die weit vorn oder mittig vor der Bühne standen. Dort war der Sound glockenklar, da passte alles. Wer neben oder hinter den Boxentürmen stand, der dürfte sich ab und an mal die Ohren vom Gequietsche zugehalten haben.

Ein Turm klang völlig übersteuert, was wohl an einem Defekt lag. Das sollte bei einem Kartenpreis von 153 Euro nicht zwingend passieren. Ebenso passten die Leinwände nicht. Die waren immer zwischen einer halben und einer Sekunde zu spät. Die Synchronität haute nicht hin.

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Was ganz und gar nicht stimmte und die meisten Fans kolossal ärgerte, waren die Preise im Areal. 7 Euro für einen halben Liter Bier, 6 Euro für nichtalkoholische Getränke und ebenso 6 Euro für eine kleine Roster und eine noch kleinere Boulette, das muss man sich leisten können - und vor allem wollen. Wer allerdings einfach nur AC/DC genießen und sich nicht abschießen wollte, der war genau richtig.

Und wer es erleben möchte: Für das Konzert am Mittwoch gibt es noch Restkarten. Dann wird Johnson auch wieder auf sein Rock-'n'-Roll-Herz schlagen.

Titelfoto: Eric Münch

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