Bis zu 80.000 Euro Miese! Jazzmeile vor dem Aus - Dresdens trauriges Dixieland-Finale

Dresden - Grandiose Stimmung bei der Riverboat-Shuffle auf der Elbe. Applaus vor den Bühnen auf der Dixiemeile Prager Straße. Vorfreude auf die Abschlussparade am Sonntag. Doch während die Fans das 52. Internationale Dixieland Festival in vollen Zügen genießen, klafft hinter den Kulissen ein gewaltiges Finanzloch.

Festivalchef Steffen Kiefer bangt um die kostenfreien Dixie-Angebote.
Festivalchef Steffen Kiefer bangt um die kostenfreien Dixie-Angebote.  © Steffen Füssel

"Wir gehen mit einem Minus von 60.000 bis 80.000 Euro in die Vorbereitungen für den 53. Festival-Jahrgang und planen vorerst nur ticketpflichtige Veranstaltungen. Die eintrittsfreie Jazzmeile bleibt in unseren Überlegungen für 2025 zunächst unberücksichtigt", erklärt Festival-Chef Steffen Kiefer (67).

"Was wir aus finanzieller Sicht brauchen, ist langfristige Planungssicherheit. Ohne eine ambitioniertere und kontinuierliche finanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand gibt es langfristig nur noch ein Dixieland Festival in der Ticketvariante und nicht mehr auf der Straße."

Bis dato wird das Festival mit 40.000 Euro vom Ortsamt Altstadt und dem Amt für Wirtschaftsförderung und mit 31.000 Euro vom Kulturamt gefördert.

Die Familiensause im Zoo eröffnet jedes Jahr das Festival.
Die Familiensause im Zoo eröffnet jedes Jahr das Festival.  © Holm Helis
Die Riverboat-Shuffle gehört zu den alljährlichen Höhepunkten des Festivals.
Die Riverboat-Shuffle gehört zu den alljährlichen Höhepunkten des Festivals.  © Foto Koch
Am Ende der Riverboat-Shuffle zündete Feldschlößchen ein tolles Feuerwerk.
Am Ende der Riverboat-Shuffle zündete Feldschlößchen ein tolles Feuerwerk.  © Foto Koch

Dixieland-Chef moniert fehlende Übernachtungsmöglichkeiten

Gut gelaunt bei der Riverboat-Shuffle auf dem Schaufelraddampfer "Dresden": die Feldi-Brauereichefs Mike Gärtner (l.) und Karsten Uhlmann (Mitte), Festival-Gründer Joachim Schlese (2.v.l.) und Ex-MP Stanislaw Tillich (r.) mit Frau Veronika.
Gut gelaunt bei der Riverboat-Shuffle auf dem Schaufelraddampfer "Dresden": die Feldi-Brauereichefs Mike Gärtner (l.) und Karsten Uhlmann (Mitte), Festival-Gründer Joachim Schlese (2.v.l.) und Ex-MP Stanislaw Tillich (r.) mit Frau Veronika.  © Foto Koch

Die Ursachen für das Finanzloch sieht Kiefer auch in sinkenden Ticket-Einnahmen.

"Durch die vielen Parallelveranstaltungen werden auswärtige Festivalbesucher wegen nicht vorhandener oder nicht mehr bezahlbarer Übernachtungsmöglichkeiten von einem Besuch abgehalten."

Steigende Kosten und um 55.000 Euro geschrumpfte Sponsorengelder bedrohen das 600.000 Euro teure Festival.

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"Ohne unseren langjährigen Hauptsponsor Feldschlößchen wäre das Festival überhaupt nicht mehr denkbar."

Brauereichef Mike Gärtner (56) versichert: "Das Festival liegt uns sehr am Herzen und wir werden es auch künftig unterstützen."

Kommentar zum Dixieland: Es geht ums Geld

Von Katrin Koch

Mitsingen, Klatschen, Swingen - das Publikum lebt das Dixieland Festival.
Mitsingen, Klatschen, Swingen - das Publikum lebt das Dixieland Festival.  © Holm Helis

Kultur muss für jeden zugänglich sein - unabhängig vom Einkommen.

Das Internationale Dixieland Festival verwandelt diese Worte in klingende Aktionen. Abschluss-Parade und die dreitägige Jazzmeile auf der Prager Straße, Dixieland an der Hofewiese, am Konzertplatz Weißer Hirsch, am Arena-Beach und in Leuben - mehr als 100 Stunden Musik können die Festivalbesucher ohne Eintritt erleben.

Genau diese Veranstaltungen zaubern das einmalige Festival-Flair in die Innenstadt. Doch sie sind bedroht. Allein Parade und Meile kosten 200.000 Euro. Das ist nur über die Ticketverkäufe nicht zu finanzieren. Sponsoren springen schon ein. Doch es reicht nicht.

Festival-Chef Steffen Kiefer wünschte sich, dass die institutionelle Förderung von 30.000 auf 90.000 Euro angehoben wird. Dann wäre das Festival in seiner Einzigartigkeit gesichert. Dazu bedarf es des kommunalpolitischen Willens!

Geld allein aber kann das Dixie-Flair im Zentrum auch nicht sichern. Das Festival muss sich konzeptionell weiterentwickeln. Es reicht nicht, neue Standorte für Konzerte ins Programm zu nehmen. Das Festival breitet sich so zwar aus - bis nach Großsedlitz. Aber das komprimierte Festivalerlebnis im Stadtzentrum leidet darunter.

Aber genau das (und ein Auftritt im großen Konzertsaal des Kulturpalastes) ist es, was erstklassige Bands aus aller Welt nach Dresden lockt. Zum weltweit größten und ältesten Musikfestival für traditionellen Jazz. Hoffentlich auch noch in Zukunft!

Titelfoto: Montage: Steffen Füssel, Foto Koch, Holm Helis

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