Ausstellung "Von Genen und Menschen" im Deutschen Hygienemuseum gibt Einblicke in DNA-Forschung
Dresden - Der Eingriff ins Erbgut: Wie hilft er, wie ängstigt er uns? Vier Grundpfeiler des Menschseins nimmt "Von Genen und Menschen. Wer wir sind und werden könnten" in den Blick, die neue Ausstellung im Deutschen Hygiene-Museum Dresden (DHMD). Naturwissenschaftliche Erkenntnisse zur Genetik werden dabei von Kunstwerken flankiert.
1998 hatte sich das Haus zuletzt mit der Thematik beschäftigt. Anlass damals: Klon-Schaf Dolly. 25 Jahre später nimmt man sich erneut der Genforschung an, neuen Entwicklungen und Technologien.
"Wir fragen auch, ob das technisch Machbare auch das ethisch Vertretbare ist", so DHMD-Direktorin Iris Edenheiser. Welche Angebote der Genetik wollen wir nutzen, welche lehnen wir skeptisch ab?
"Es ist keine klassische Naturwissenschafts-Ausstellung", stellt Kuratorin Viktoria Krason klar.
Vielmehr gehe es um unseren Umgang mit genetischem Wissen. Vier Themen, die den Abteilungen der Schau ihre Titel geben - Herkunft, Identität, Gesundheit und Natur - würden durch die Brille der Kunst betrachtet.
Spektakulär, wie oft im DHMD, ist die Ausstellungsarchitektur, geschaffen von Jan Pappelbaum, aus Dresden stammender Bühnenbilder der Schaubühne Berlin. Deutlich vom Theater inspiriert ist sein vier Meter hoher Stelenwald am Eingang.
In der Abteilung "Identität - Was bestimmt, wer wir sind", die sich auf Zwillings-Forschung fokussiert, schickt er Besucher in ein verzwicktes Labyrinth aus Spiegeln und halbtransparenten Stegplatten.
Symbiose aus wissenschaftlichen Informationen und kunstvollen Installationen
Mittels Video-Installationen, Skulpturen oder Papierarbeiten werden streng wissenschaftliche Forschungsergebnisse wie Abbildungen von Genom-Sequenzierungen wieder in die chaotischen Strukturen des Lebens zurückgeführt.
Überdimensionalen Modellen von DNA-Strängen etwa steht das ebenso lebensgroße Kunstwerk "Principium" von Alicja Kwade gegenüber, eine Doppelhelix-Struktur aus gestapelten, in Bronze gegossen Smartphones, die fragt, ob ein Individuum vielleicht doch nur aus online hinterlassenen Daten besteht. Solcherlei Aha-Erlebnisse gibt es etliche.
So hat Christian Kosmas Mayer eigens für die Schau die vierteilige "Installation zur genetischen Wiederbelebung des Pyrenäischen Steinbocks" geschaffen, ein Werk über das Klonen - in der die Besucher in der begehbaren Originalfalle des letzten lebend gefangenen Tieres selbst zur aussterbenden Art werden.
Die Ausstellung läuft bis 10. September.
Titelfoto: Norbert Neumann