Punkrock mit Hackbrett: Tote Hosen, Wells und Polt in der Garde

Dresden - Die Toten Hosen, Gerhard Polt und die Gebrüder Well sind scheinbar völlig ungleiche Künstler. Und doch sind sie nicht nur gute Freunde, sondern stehen seit bald 40 Jahren immer mal wieder gemeinsam auf der Bühne.

Mit "kultureller Zumutung" auf "Forever"-Tournee (v.l.): Toten-Hosen-Sänger Campino (Andreas Frege, 61), Gerhard Polt (81), Christoph "Stofferl" Well (63), Karl Well und Michael Well (64).
Mit "kultureller Zumutung" auf "Forever"-Tournee (v.l.): Toten-Hosen-Sänger Campino (Andreas Frege, 61), Gerhard Polt (81), Christoph "Stofferl" Well (63), Karl Well und Michael Well (64).  © Uwe Lein/dpa

Aktuell läuft eine ihrer sehr raren Tourneen, sie heißt "Forever" und verspricht im Beititel "Eine kulturelle Zumutung". Am Samstag spielt man in der Jungen Garde in Dresden auf, Karten gibt es längst schon nicht mehr.

Die subversiv-chaotische Mischung aus Punkrock, Volksmusik und Kabarett kommt so selten auf die Bühne, da ist die Nachfrage entsprechend groß.

Der kulturübergreifende Dreiklang ist erstmals seit sechs Jahren wieder live zu erleben. Dafür werden vor allem Open-Air-Veranstaltungen bestritten, für die Künstler in dieser Kombination ein ungewöhnlich großes Auditorium.

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Allein der Tourstart am 14. Juli fand in kleinerem Rahmen statt, im Bauerntheater in Schliersee, Heimat des bayerischen Satirikers Polt (81).

Polt ist der Altmeister der Abgründigkeit

Gerhard Polt während eines Auftritts mit den Well-Brüdern im Oktober 2018 am Staatsschauspiel Dresden.
Gerhard Polt während eines Auftritts mit den Well-Brüdern im Oktober 2018 am Staatsschauspiel Dresden.  © Ove Landgraf

Und da zeigten sie schon, warum das Wort "Zumutung" im Tour-Untertitel das durchgestrichene Wort "Aneignung" ironisch ersetzt: Natürlich eignet man einander die so konträren künstlerischen Kulturen an.

Die Schuhplattler und alpenländischen Spottgesänge - sogenannte Gstanzl - der Well-Brüder Stofferl, Michael und Karli vermengen sich mit dem Punkrock der Hosen, die Evergreens wie "Liebeslied" singen oder den Rudi-Schuricke-Schlager wie "Lass uns träumen am Lago Maggiore".

Mal wird die Gitarre mit der Zither getauscht, mal der Bass mit dem Hackbrett, mal bläst Sänger Campino mit den Stubenmusikern ins Alphorn oder spielt Trompete.

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Mittendrin Gerhard Polt, der als Altmeister der Abgründigkeit grantelnde Schimpftexte vorträgt, sowie neuinterpretierte Klassiker-Nummern wie "Willi" oder "Mambele".

Seit 1986 geht das schon so. Da lernten die Hosen beim Anti-WAAhnsinns-Festival im westdeutschen Wackersdorf die Well-Brüder kennen, die damals den Kern der "Biermösl Blosn" bildeten. Die Band erkannte in den Bajuwaren Punks mit anderen Mitteln. Bald stieß Polt dazu, längst Wahlbruder der Wells.

Man nahm die Mini-Oper "Willi - ein Verlierer (Drama in drei Akten)" für das Hosen-Doppelalbum "Auf dem Kreuzzug ins Glück" (1990) auf, ist nun zum etwa sechsten Mal seitdem gemeinsam auf Tour. Keine Zumutung, eine Gaudi.

Titelfoto: Uwe Lein/dpa

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