Aktiver Nazi! Staatsschauspiel distanziert sich von Ehrenmitglied Reinhold Bauer

Dresden - Zwischen 1925 und 1945 spielte Reinhold Bauer am Sächsischen Staatstheater, ab 1934 sogar als dessen "Ehrenmitglied". Nun hat das Staatsschauspiel ihm posthum die Ehrenmitgliedschaft entzogen. Der Grund: Bauer war aktiver Nazi.

Reinhold Bauer: Das Bild stammt aus dem Künstlerbuch der Sächsischen Staatstheater zur 1. Reichstheaterwoche in Dresden 1934.
Reinhold Bauer: Das Bild stammt aus dem Künstlerbuch der Sächsischen Staatstheater zur 1. Reichstheaterwoche in Dresden 1934.  © Staatsschauspiel Dresden

1922 war der 1871 in Augsburg geborene Bauer in die NSDAP eingetreten. Er wechselte nach Dresden, wo er sich zum Initiator der NSDAP-Theaterfachgruppe aufschwang, deren Ziel es war, die Staatstheater von der "Beherrschung durch Fremdrassige" zu befreien.

Prominentestes Opfer war der Chefdirigent und Generalmusikdirektor der Semperoper, Fritz Busch, der kurz nach der Machtübernahme Hitlers 1933 aus dem Amt vertrieben wurde.

Auf den Fall aufmerksam gemacht worden sei das Theater durch Wikipedia-Autor Thomas Koschütz, heißt es vonseiten der Theaterleitung. Recherchen des Historischen Archivs der Sächsischen Staatstheater hätten die Angaben bestätigt.

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Der Entzug der Ehrenmitgliedschaft sei "für uns eine zwingende und selbstverständliche Konsequenz. 78 Jahre nach dem Ende der Herrschaft der Nationalsozialisten wollen wir das unrühmliche und menschenverachtende Verhalten von Reinhold Bauer hier nicht mehr länger gewürdigt sehen", so Intendant Joachim Klement.

Bauer verließ Dresden mit Kriegsende und zog zurück in seine Heimatstadt Augsburg, wo er 1961 starb.

Titelfoto: Staatsschauspiel Dresden

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