Im Sächsischen Landtag steckt ein Stück Weltausstellung von 1929!
Dresden - Titelneuling Erzgebirge, Titelverlierer Dresden. Beim UNESCO-Welterbe durchlebte der Freistaat Wechselbäder der Gefühle. Nun stellt sich heraus: Sachsen hat schon seit 1931 Welterbe. Denn im Landtag ist das Haus verbaut, mit dem Deutschland 1929 die Weltausstellung rockte.
Wer lief hier nicht alles drüber: Finanzbeamte, Nazis, Parteisekretär Hans Modrow, Abgeordnete, Präsidenten - wenn die Fußböden in der alten Eingangshalle des Landtags reden könnte, gäb's Geschichtsunterricht pur.
Der Boden selbst verkörpert Geschichte. "Er stammt aus dem weltberühmten Barcelona-Pavillon von Mies van der Rohe", verrät Landtagssprecher Ivo Klatte.
Architekt Mies (1886 bis 1969) hatte diesen Flachbau als Demonstration des neuen liberalen Deutschland entworfen. Das offene Haus mit Wasserbecken wurde 1929 zur Ausstellungssensation und zum Inbegriff modernen Bauens.
Trotzdem musste er wieder weg. Das Messegelände in Barcelona brauchte Platz. Da kam Dresden ins Spiel, berichtet der frühere sächsische Landeskonservator Gerhard Glaser (82), der in den 1980ern einen Aufsatz dazu schrieb.
In Dresden entstand gerade die Landesfinanzdirektion. Da es den Travertin-Fußboden aus Barcelona geschenkt gab, griff die Finanzbehörde 1931 zu.
Hier residierte die SED
1946 bis 1990 residierte die Stadt- und Bezirksleitung der SED hier. In den 1990ern wurde das Haus saniert, mit ihm der wertvolle Fußboden. Nur den Nutzern blieb die Herkunft unbekannt.
Das soll sich ändern. Anlässlich des Bauhaus-Jahres reist noch 2019 eine Steinplatte nach Aachen. Die Geburtsstadt Mies van der Rohes richtet zu Ehren des ehemaligen Bauhausdirektors eine Schau aus.
In Dresden wird die Stelle durch eine Erklärung ersetzt, was es mit dem Belag auf sich hat. Es ist der erste öffentliche Hinweis seit der Verlegung 1931.
Titelfoto: Christian Juppe