Hat Meissener Porzellan als Wertanlage ausgedient?
Dresden/Meißen - Meissener Porzellan im Winterschluss-Verkauf! In der aktuellen Aktion "Winterglanz" gewährt die Manufaktur - online und in allen Shops - 20 Prozent Rabatt auf weißes Porzellan.
Rund 480 Artikel aus dem Bereich Tisch- und Tafelgeschirr sowie 70 Figuren wurden gesenkt, unter anderem je 60 verschiedene Teller, Tassen und Vasen sowie 40 Schalen. "Mit der Preissenkung wollen wir einen zusätzlichen Kaufanreiz schaffen, das Porzellan noch attraktiver machen", so Bianca Herbst, PR-Managerin der Manufaktur.
Die Preissenkung kommt nicht von ungefähr. Galten noch zu DDR-Zeiten Zwiebelmuster-oder Weinlaub-Services als Wertanlage, sind sie heute oft Ladenhüter.
"Die Jugend kauft kein oder weniger Meissner. Die Preise sind deshalb seit etwa fünf Jahren nach unten gegangen. Ein komplettes Service will keiner mehr haben. Wenn überhaupt, dann Einzelteile. Gar nicht mehr gehen Kaffeekannen", weiß die Dresdner Antiquitäten-Händlerin Maritta Schuster (66).
Diese Erfahrung bestätigt Ansgar Heickmann (54) aus Chemnitz. Der Auktionator ist TV-bekannt durch "Bares für Rares": "Der Markt für Meissener Gebrauchsporzellan hat sich in den vergangenen zehn Jahren nach unten entwickelt, die Talsohle ist noch nicht erreicht. Nur Meissener mit ganz besonderem Dekor hat noch Wert. Wir kämpfen mit einem Generations- und Wertewandel: Man wohnt schlichter, mobiler und nicht mehr auf Vermögensaufbau ausgerichtet."
Und er ergänzt: "Viele sind über die Abwertung ihres Familien-Meisseners enttäuscht. Nachkommen wehren sich regelrecht, wenn sie Meissener vererbt bekommen. Es gibt ein Überangebot bei sinkender Nachfrage." Heickmann wie Schuster monieren: "Die Manufaktur war in den vergangenen Jahrzehnten zu wenig innovativ."
Immerhin: Mit dem Service Metropolitan, großen Kaffeebechern oder neu gestalteten Tierplastiken will sich Meissener nun die Jugend zurück erobern. Bei aller Preissenkung zumindest die gut betuchten ...
Für Einbrecher ist das Meissener noch gut genug
Es gibt tatsächlich noch Einbrecher, die sich für Meissener Porzellan interessieren. Am Montag brachen sie in eine Wohnung im Obergeschoss an der Dresdner Marienallee (Albertstadt) ein.
Am helllichten Tag knackten sie zuerst die Wohnungstür und durchsuchten dann das Mobiliar. Ihre Beute: elf Teller mit Weinlaub-Dekor aus Meissener Porzellan. Ob die Ganoven es darauf abgezielt hatten oder es ein Zufallsfund war, ist noch unklar.
Angaben zum Wert des Geschirrs sowie zur Höhe des entstandenen Sachschadens liegen bislang nicht vor.
Titelfoto: Thomas Türpe