Verzweifelte Mutter fleht die Behörden an: "Bitte gebt mir mein Kind zurück"
Dresden/Romanshorn - Es passiert höchst selten, dass ein deutsches Gericht einer leiblichen Mutter das Sorgerecht entzieht - obwohl die sich liebevoll um das Kind kümmert. Und dann auch noch den Umgang drastisch beschränkt... In Dresden ist dies nun geschehen.
Für die verzweifelte Mutter, der das Kind von Polizisten abgenommen wurde, die reinste Katastrophe. Der Vater, bei dem die vierjährige Miriam* jetzt lebt, möchte sich zum Drama lieber nicht äußern.
Mutter Angie Küng (45) kam 2005 einer (anderen) Liebe wegen nach Sachsen. Die Schweizerin hatte auf Zypern einen Mann kennengelernt, zog mit ihm an die Elbe.
Die sportliche Frau baute sich als Personal Trainerin einen Kundenstamm auf, trainierte sogar mit Spielern von Dynamo Dresden. Doch die Liebe zum damaligen Partner zerbrach. Die aus dieser Beziehung stammende Tochter, mittlerweile im Teenageralter, lebt heute bei ihrem Vater - aber das ist eine ganz andere Geschichte...
Mitte 2014 dann trat ein neuer Mann in Angie Küngs Leben. Man kam sich näher, die Schweizerin wurde schwanger. Doch zum Zusammenleben reichte es nicht. Nach wenigen Monaten folgte die Trennung.
Angie Küng ging in die Schweiz
Doch da war ja das gemeinsame Kind: Miriam kam 2015 auf die Welt, und schnell entbrannte ein jahrelanger Streit. Es ging darum, wer die Kleine wie oft und wie lange sehen darf. Immer wieder Anhörungen, Vorwürfe, Schlichtungen. Nervenzerrend.
Angie Küng: "Im August 2017 hielt ich es dann in Dresden nicht mehr aus." Um sich und ihre Tochter "zu schützen", wie sie sagt, habe sie damals in ihrer Heimat, der Schweiz, einen Neuanfang gewagt (als Tagesmutter!). Der Vater erstattete Anzeige wegen Kindesentführung.
Gericht und Jugendamt schalteten sich ein, Regelungen zum Umgangsrecht wurden beschlossen, doch offenbar nicht immer eingehalten (über das "Warum" gibt es unterschiedliche Aussagen).
Anfang Januar 2019 dann das Urteil des Dresdner Gerichts: Der Vater erhält das alleinige Sorgerecht. "Weil ich angeblich 'bindungsintolerant' bin", wundert sich Angie Küng. Amtsdeutsch dafür, dass man dem anderen Elternteil den Umgang mit dem Kind verwehrt.
Angie Küng kann bis heute nicht verstehen, was dann geschah
Im Februar sollte Miriam also dem Dresdner Vater übergeben werden, was laut Mutter wegen einer Erkrankung des Kindes nicht klappte.
Am 12. März passierte dann das, was die Angie Küng bis heute nicht verstehen oder verkraften kann: Schweizer Polizisten, in Amtshilfe handelnd, nahmen ihr das Kind ab - seither hat die Mutter ihre Miriam nicht mehr gesehen. "Das ist, als ob man jemandem bei lebendigem Leib das Herz aus der Brust reißt", schluchzt die Schweizerin verzweifelt.
In der Woche nach Ostern soll sie ihre Tochter für zweimal 90 Minuten in einer neutralen Einrichtung sehen dürfen. "Ich sterbe fast vor Sehnsucht", sagt die Tagesmutter und hofft inständig, das Sorgerecht für ihre Miriam irgendwann (bald) wiederzubekommen.
"Schließlich bin ich doch ihre Mutter", sagt die frühere Dresdnerin, "sie hat doch immer nur bei mir gelebt".
* (Name des Kindes geändert)