80 Prozent aller Erstklässler mit Migrations-Hintergrund! Dresdner Eltern meiden diese Grundschule

Dresden - Die 117. Grundschule an der Reichenbachstraße hatte über Jahre einen exzellenten Ruf. Durch ihre Lage im Univiertel war sie erste Wahl vieler Akademiker, eine zweite "International School". Das hat sich mit der Flüchtlingskrise geändert. Momentan haben 80 Prozent aller Erstklässler Migrationshintergrund. Deutsche meiden die Schule zunehmend.

Direktorin Anna-Maria Feig (37) hatte auf die Probleme in ihrer Schule aufmerksam gemacht.
Direktorin Anna-Maria Feig (37) hatte auf die Probleme in ihrer Schule aufmerksam gemacht.  © Steffen Füssel

Die Fakten: Die Zahl der Erstklässler ist nach einem Anstieg zwischen 2016 und 2017 rückläufig. Statt 88 Erstklässler, verteilt auf vier Klassen, lernen nun 57 Anfänger in drei Klassen.

Die Zahl der Migrantenkinder mit mindestens einem nicht deutschen Großelternteil stieg von 71 im Schuljahr 2015/16 (davon Deutsch als Zweitsprache: 23 Schüler) auf 170 Schüler im aktuellen Schuljahr (davon 55 Deutsch als Zweitsprache).

In der ersten Klasse liegt der Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund aktuell bei 80 Prozent, an der gesamten Schule bei 59 Prozent.

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"Es ist festzustellen, dass Eltern ohne Migrationshintergrund für den Schulstandort geringere Akzeptanz zeigen, mit Beginn des Schuljahres 2018/19 haben sich mehrere Familien abgemeldet oder zeigten an, dass sie wechseln wollen", so das Landesamt für Schule und Bildung.

"Und dennoch geht es bei uns nicht chaotisch zu. Wir haben unglaublich viele Unterstützungssysteme. Wir haben mehr Pädagogen als an anderen Schulen - wir brauchen nur wieder mehr deutsche Eltern, die unserer Schule trauen", so Rektorin Anna-Maria Feig (37).

Die 117. Grundschule im Univiertel in der Südvorstadt ist derzeit wegen Sanierungsarbeiten an den Höckendorfer Weg ausgelagert.
Die 117. Grundschule im Univiertel in der Südvorstadt ist derzeit wegen Sanierungsarbeiten an den Höckendorfer Weg ausgelagert.  © Steffen Füssel

Tatsächlich lassen die Angebote Eltern eigentlich ins Schwärmen kommen. 36 Nationen lernen an einer Schule, es gibt Schülerradio und Schülerzeitung. Ein Schulsozialarbeiter ist vor Ort. Eine weitere Pädagogin begleitet die Kinder im Unterricht und am Nachmittag, hilft beim Übergang ans Gymnasium, den mehr Schüler als anderswo schaffen.

Es gibt ausgebildete Streitschlichter, Omas und Opas aus der Nachbarschaft helfen in der Schule. Eltern von Flüchtlingen lernen in einer Elternschule wichtige Grundlagen. Die Probleme der vergangenen Jahre werden geringer.

Viele Flüchtlingskinder kommen nun aus dem Kindergarten geordnet an die Schule. "Wir haben einen hohen Anteil syrischer Kinder, die untereinander ihre Muttersprache sprechen wollen. Wir thematisieren das dann immer wieder und legen großen Wert darauf, dass Deutsch unsere gemeinsame Sprache und Schulsprache ist."

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Für das kommende Schuljahr liegt der Anteil an Erstklässlern mit Migrationshintergrund aktuell bei "nur" 50 Prozent. "Doch nur, wenn unsere deutschen Kinder bleiben", so die Rektorin.

Eine sehr hohe Quote: Bei den Erstklässlern sitzen vier von fünf Migrantenkinder im Unterricht.
Eine sehr hohe Quote: Bei den Erstklässlern sitzen vier von fünf Migrantenkinder im Unterricht.  © Steffen Füssel

Titelfoto: Steffen Füssel

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