Dieses Plakat kostete König Richard die WM
Dresden - Hätte er in einer anderen Zeit gelebt, wäre er vermutlich ein ganz, ganz Großer geworden. So aber blieb Richard Hofmann ein Weltmeistertitel verwehrt. Obwohl der Sachse zu den seinerzeit besten Fußballern der Welt gehörte, spielte er nie eine WM. Schuld daran war eine verpönte Werbung ...
1906 kam Hofmann in Meerane zur Welt, begann bereits mit sieben Jahren mit dem Fußball.
Er war äußerst talentiert, schnell, wendig und vor allem mit einer unglaublichen Schusskraft ausgestattet. Schon mit 21 bestritt er sein Debüt in der Nationalmannschaft. Zu jener Zeit trainierte mit Jimmy Hogan ein Engländer, ein echter Pionier des modernen Fußballs, den Dresdner SC.
Er erkannte das Potenzial des halblinken Außenstürmers, lotste ihn 1928 an die Elbe: "Wenn er schießt, möchte ich nicht Tormann sein."
Bis 1933 bestritt Hofmann in der deutschen Auswahl 25 Spiele, in denen er 24 Treffer erzielte. Seine größte Partie lieferte er am 10. Mai 1930 ab.
Den übermächtigen Engländern schenkte er beim 3:3 im Regenspiel von Berlin gleich drei Dinger ein. "König Richard" wurde von 50.000 Zuschauern begeistert gefeiert.
Tabak-Reklame sorgte für Ärger
Seine Popularität erreichte ihren Höhepunkt. Und das, obwohl der Sportsmann auch rein äußerlich gezeichnet war. Auf dem Weg zum Maskenball verunglückte er 1930 in einem Hanomag.
Der Wagen kam in Höhe der Bienertmühle auf Straßenbahngleisen ins Rutschen und kippte um.
Hofmann, der auf dem Notsitz gesessen hatte, wurde schwer verletzt, büßte sein rechtes Ohr ein und musste fortan einen Verband über der Narbe tragen.
Dennoch wurde die Werbung auf den Starstürmer aufmerksam. 1933 lachte er mit einer qualmenden Zigarette in der Hand von lebensgroßen Plakaten. Tabak-Reklame für die Dresdner Marke "Bulgaria Sport" - und das ausgerechnet im DFB-Trikot.
Das sorgte für jede Menge Ärger, weiß Experte Jens Genschmar (52) vom Dresdner Fußballmuseum: "Er wurde mit gerade mal 27 Jahren wegen Verstoßes gegen das Amateurstatut gesperrt.
Er wurde somit auch aus der Nationalmannschaft verbannt. Nur die Vereinssperre wurde später wieder aufgehoben." Hofmann verpasste nicht nur die WM 1934 (Deutschland scheiterte im Halbfinale), auch die WM 1938 (Achtelfinal-Aus).
Sohn Bernd stieg mit Dynamo Dresden auf
Immerhin: Seinen DSC konnte er zu Titeln führen, wurde zweimal Pokalsieger (1940, 1941) und zweimal Meister (1943, 1944). In seiner Wahlheimat war "König Richard" ein Held - auch wenn die Menschen in diesen Zeiten oft andere Sorgen hatten.
Zur Flutlichtpremiere des Heinz-Steyer-Stadions 1949 beim Spiel der SG Friedrichstadt gegen eine DDR-Auswahl wurde der bereits 43-Jährige zum letzten Mal eingewechselt und unter Riesenjubel verabschiedet.
Sein Sohn Bernd setzte die familiäre Tradition fort, stieg mit Dynamo Dresden in die DDR-Oberliga auf. Der Mittelfeldregisseur trug 1967 bei der Europacup-Premiere gegen die Glasgow Rangers sogar die Kapitänsbinde.
Selbst Enkel Jens kickte Anfang der 90er Jahre beim DSC. "König Richard" starb 1983 in Freital.
Titelfoto: Ove Landgraf, Dresdner Fußballmuseum