Dresdner Friedensrichterin holt Streithähne an einen Tisch

Dresden - Es beginnt oft mit einer Kleinigkeit - ein Ast, der über den Zaun ragt, eine Wärmepumpe, die zu laut surrt, oder eine Hecke, die zu hoch gewachsen ist. Was harmlos klingt, kann über Jahre zu tiefen Gräben zwischen Nachbarn führen. Doch bevor sich ein solcher Streit vor Gericht wiederfindet, gibt es Friedensrichter, die in diesen Situationen vermitteln.

Im Erdgeschoss des Ortsamtes Loschwitz befindet sich die Schiedsstelle.
Im Erdgeschoss des Ortsamtes Loschwitz befindet sich die Schiedsstelle.  © Holm Helis

Maria Grünler (72) ist es gewohnt, zwischen verhärteten Fronten zu vermitteln. Als Friedensrichterin setzt sie sich mit Geduld und Fingerspitzengefühl dafür ein, dass Konflikte nicht vor Gericht landen, sondern im Gespräch gelöst werden.

Seit drei Jahren übt die Rentnerin dieses Ehrenamt aus: "Ich bin neugierig - auf mich selbst und darauf, ob ich es schaffe, mit anderen gemeinsam eine Lösung oder wenigstens einen Kompromiss zu finden", erzählt sie. Oft gelingt es: "Es ist interessant zu beobachten, dass Menschen sich weniger streiten, wenn eine dritte Person dabei ist."

Wer einen Konflikt klären will, kann einen Brief in ihr Postfach einwerfen oder sich telefonisch über das Ortsamt melden, welches die Anfrage weiterleitet. Dann wird ein Termin vereinbart, bei dem zunächst nur der Antragsteller gehört wird.

Dresden: Weniger Militärhilfen: Wie bewerten Dresdens Ukrainer die aktuelle Lage?
Dresden Weniger Militärhilfen: Wie bewerten Dresdens Ukrainer die aktuelle Lage?

Dies wird protokolliert und dann auch der anderen Partei mit der Ladung zugesandt. Erst dann kommt es zur eigentlichen Schiedsverhandlung - und da kann es auch mal hoch hergehen.

Oft geht es um typische Nachbarschaftsstreitigkeiten

Weit über zehn Jahre war Maria Grünler (72) sogar Schöffin am Amtsgericht Dresden.
Weit über zehn Jahre war Maria Grünler (72) sogar Schöffin am Amtsgericht Dresden.  © Holm Helis
Durch eine Anzeige in der Zeitung war sie auf die Stelle als Friedensrichterin aufmerksam geworden.
Durch eine Anzeige in der Zeitung war sie auf die Stelle als Friedensrichterin aufmerksam geworden.  © Holm Helis

Die längste Verhandlung, die Maria Grünler geleitet hat, dauerte rund vier Stunden. Doch der Aufwand lohnt sich: "Von fünf Fällen letztes Jahr konnten wir vier mit einem Kompromiss lösen."

Oft geht es um typische Nachbarschaftsstreitigkeiten. Manchmal bringen die Beteiligten sogar ihre Anwälte mit, doch die dürfen sich nicht einmischen.

"Nur die Betroffenen selbst dürfen sprechen", stellt Grünler klar. Dass die Einladung zur Schiedsverhandlung in einem großen gelben Umschlag kommt, sorgt dabei oft für Aufregung. "Viele erschrecken erst mal, wenn so ein Brief kommt, aber das ist gänzlich unbegründet", erzählt sie schmunzelnd.

Dresden: Sich einmal wie ein Star fühlen! Wer will der junge Caspar David werden?
Dresden Sich einmal wie ein Star fühlen! Wer will der junge Caspar David werden?

Um Friedensrichterin zu sein, braucht es vor allem Geduld und Einfühlungsvermögen. "Manchmal kostet es auch Nerven, aber ich mache es ganz gern."

Genau solche Leute sucht die Stadt Dresden momentan, denn für das Jahr 2026 werden neue Friedensrichter und Protokollführer gebraucht. Die genauen Details zur Bewerbung: dresden.de/schiedsstellen.

Titelfoto: Bildmontage: Holm Helis (2)

Mehr zum Thema Dresden: