Die Tage von Dresdens blauen Rohren sind wohl gezählt
Dresden - Auf über zwei Kilometern schlängelt er sich durch die Altstadt, er überquert Straßen und konkurriert mit der barocken Bausubstanz: Wer Dresden besucht, dem bleibt der blaue Rohrwurm nicht verborgen. Dieser schluckt täglich Tausende Liter Grundwasser. Doch bald könnte er auf dem Trockenen sitzen.
Sven Kästner (49) ist Bauleiter einer Wilschdorfer Brunnenbaufirma. Er erinnert sich gut an die Zeit, als seine Mannschaft in Dresden mehrere hundert Betonstützen aufstellte und ebenso viele Rohrleitungsstücke montierte. So war es möglich, Grundwasser aus acht Baugruben abzuführen.
"Aktuell befindet sich kein weiteres Baufeld in Planung, für das sich die Leitung nutzen ließe", sagt der Fachmann. Deshalb sieht er Ende 2023 das Aus für das Rohrsystem.
Bis dahin wird am Ferdinandplatz, wo die Stadt ihr Verwaltungszentrum errichtet, noch reichlich Grundwasser ins blaue Netz eingeleitet - aktuell bis zu 60.000 Liter pro Stunde.
Ein Großteil strömt in die Elbe. Das sorgte im Hitzesommer durchaus für Kopfschütteln.
Gibt es noch andere Verwendungs-Möglichkeiten für die blauen Rohre?
Es kam die Frage nach alternativen Verwendungsmöglichkeiten auf. "Die gibt es", stellt Kästner auch mit Blick auf die kommende heiße Jahreszeit klar.
"Technisch möglich ist die Installation von Wasserentnahmestellen am Rohrsystem." Tankwagen ließen sich so befüllen und das kühle Nass in Parks verteilen.
Dafür allerdings müsste das Umweltamt grünes Licht erteilen. Das gab es bereits 2018 für eine andere Geschichte.
"Am Kulturpalast wird abgepumptes Grundwasser der zentralen Kälteversorgung zugeführt", erklärt Baubürgermeister Stephan Kühn (43, Grüne). Auf diese Weise werden Gebäude am Neumarkt klimatisiert.
Titelfoto: Christian Juppe