Skurrile Szenen: Der seltsame Aufmarsch der rechten Mädels
Dresden - Skurrile Szenen an touristischen Hotspots: Am Mittwoch spielten uniformierte Mädchen auf dem Dresdner Neumarkt Volkslieder, am Dienstag war ein Trupp in anderen Uniformen in Rathen unterwegs. Was steckt dahinter?
Zusammen wandern, musizieren und Bräuche pflegen - das treibt zum einen Pfadfinder, zum anderen aber auch rechte Jugendbünde an.
Ein solcher war erst vor elf Jahren mit der "Heimattreuen Deutschen Jugend" verboten worden. Deren Lager galten als Kaderschmiede der Neonazi-Szene.
Die Mädchen vom Neumarkt stammen aus der Vorgängerorganisation eben jenes Trupps, dem sogenannten "Freibund".
In den 1970er-Jahren begannen sich offene Neonazis aus diesem abzuspalten, zuletzt 1990 diejenigen, die später die HDJ bildeten.
Der heutige Freibund steht der "Neuen Rechten" nahe, hat Verbindungen zur rechtsextremen "Identitären Bewegung" und der AfD.
Der Vorsitzende des Bundes Ingmar P. (34) schreibt Texte für das national-revolutionär ausgerichtete Szene-Blatt "wir selbst".
Jugendbund-Experte Jesko Wrede (40) bestätigt: "Am ehesten lässt sich der Freibund im nationalrevolutionären Spektrum der Neuen Rechten zuordnen. Offene Militanz und Neonazismus wird nicht gezeigt."
Wer sich hinter der Rathener Gruppierung verbirgt, weiß auch der Experte nicht: "Symbole und Kleidung passen zu keiner mir bekannten Gruppierung", sagt er. "Vielleicht eine der Neugründungen, die es in diesem Spektrum oft gibt."
Titelfoto: Dresden Nazifrei