Der Cellist und die Dichterin: Dresdner Intendant Vogler tritt in New York mit Amanda Gorman auf

Dresden/New York - Über Nacht berühmt - das ist ein stehender Begriff, der angewendet wird, wenn etwa Künstler mit einem neuen Werk oder einem besonderen Auftritt von einem auf den anderen Tag Popularität erlangen. Auf wenige trifft das so zu wie auf die US-amerikanische Dichterin Amanda Gorman (25). Der Cellist und Intendant der Dresdner Musikfestspiele Jan Vogler (59) beginnt nun eine Zusammenarbeit mit ihr.

Amanda Gorman (25) beim Vortrag ihres Gedichts bei der Amtseinführung Joe Bidens.
Amanda Gorman (25) beim Vortrag ihres Gedichts bei der Amtseinführung Joe Bidens.  © imago images/MediaPunch

Noch am Morgen des 20. Januars 2021 war die junge, damals 22-jährige afroamerikanische Dichterin aus Los Angeles, die, obwohl sie vier Jahre zuvor zur ersten "National Youth Poet Laureate" der USA ernannt worden war und schon einen Auftritt in der Library of Congress absolviert hatte, selbst in den Vereinigten Staaten nur Spezialisten bekannt. Tags darauf war sie weltberühmt.

Es war der Tag der Amtseinführung von US-Präsident Joe Biden (80), weltweit übertragen.

Hunderte Millionen Menschen wurden Zeugen der Zeremonie und des Auftritts von Gorman, die zur "Inaugural Poet", Dichterin zur Amtseinführung, berufen worden war und ihr Gedicht "The Hill We Climb" rezitierte - Verse, welche die Vereinigten Staaten, ihre Geschichte und Gegenwart, in eindringlichen Wortbildern aus Sicht einer Afroamerikanerin, Nachkommin von Sklaven, beschreiben.

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Auch optisch machte Gorman - in leuchtend gelbem Mantel, mit knallrotem Haarschmuck - an jenem Wintertag Eindruck, nicht nur die zweisprachige deutsche Buchausgabe des Gedichts zitierte das ikonische Äußere in der Abbildung auf dem Buchumschlag.

Auftritt in berühmter Carnegie Hall

In der Carnegie Hall wird das musikalische Programm über die Bühne gehen.
In der Carnegie Hall wird das musikalische Programm über die Bühne gehen.  © Evan Agostini/Invision/AP/dpa

Im Zusammenwirken von Vogler und Gorman soll eine Verbindung von Musik und Dichtung erwachsen.

Ein Wechselspiel von Gormans Lyrik mit der Musik Johann Sebastian Bachs, dreier seiner acht Cellosuiten (Nr. 1, 3, 5), die der Cellist vor zehn Jahren für ein Album einspielte. Termin ist am 17. Februar, Spielort ist die berühmte Carnegie Hall in Voglers Wahlheimat New York.

Vogler ist trainiert für ein solches Veranstaltungsformat, in den zurückliegenden Jahren tourte er mit Hollywood-Schauspieler Bill Murray (73) und dem Programm "New Worlds", das Dichtung und Musik auf das Engste miteinander verwob.

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Beide Künstler, Gorman und Vogler, schauen dem Ereignis mit großer Erwartung entgegen. "Wie viele andere Menschen auch, nimmt Bachs Musik mein Herz und meine Fantasie gefangen", ließ Gorman verlauten. "Mit ihr und mit Jan und seinem Cello – einem Instrument von Stradivari, das zu der Zeit gebaut wurde, als Bach diese Musik schrieb - in Dialog zu treten, bedeutet, etwas Zeitloses zu berühren."

Vogler will Projekt nach Europa holen

Jan Vogler (59), Cellist und Intendant, freut sich auf die Veranstaltung.
Jan Vogler (59), Cellist und Intendant, freut sich auf die Veranstaltung.  © Matthias Rietschel/dpa

Er sei mit Gedichten aufgewachsen und habe fast sein ganzes Leben lang die Musik von Bach gespielt, wobei ihn die universelle Anziehungskraft seiner fesselnden Cellosuiten immer sehr beschäftigt habe, so Vogler.

"Es ist mir eine große Freude, mit Amanda zusammenzuarbeiten und zu sehen, wie ihre faszinierenden Gedichte und inspirierenden Denkanstöße meine Interpretation von Bachs Musik verändern."

Geht es nach ihm, soll der Auftritt im Februar kein einmaliger bleiben.

Er freue sich darauf, dieses Programm in der Carnegie Hall zu spielen, so Vogler, und sei gespannt, "wann wir das Projekt nach Europa holen können."

Vielleicht klappt's ja bei den Dresdner Musikfestspielen.

Titelfoto: Montage: imago images/MediaPunch, Evan Agostini/Invision/AP/dpa, Matthias Rietschel/dpa

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