Wer war der Geiselnehmer von Dresden? Er mochte Reichsbürger und den Umweltschutz

Dresden - Dieses Adventswochenende war alles andere als besinnlich: Schwer bewaffnete Spezialkräfte stürmten Samstagvormittag die Altmarkt-Galerie. Dort hatte sich David W. (40) mit einem Kind (9) und einer Drogerie-Angestellten verschanzt. Höchste Gefahr, denn zwischenzeitlich war bekannt, dass der Heidenauer bewaffnet war und am Morgen schon seine Mutter Kerstin W. (†62) umgebracht hatte.

In Prohlis nahm die Spurensicherung nach dem Tod der Frau sofort die Ermittlungen auf.
In Prohlis nahm die Spurensicherung nach dem Tod der Frau sofort die Ermittlungen auf.  © Christian Essler/xcitePress

Der Albtraum begann gegen 7.20 Uhr in der Finsterwalder Straße (Prohlis): Einsatzkräfte fanden dort Kerstin W. tot auf.

Der Verdacht fiel sofort auf ihren Sohn. Dieser war bereits auf dem Weg zu seinem nächsten Ziel: dem Sender "Radio Dresden" im Ammonhof. Fatal: Aus der Wohnung seiner Mutter hatte er den Sohn (9) einer Verwandten mitgenommen!

Im Radio wollte er über Satanismus sprechen, versuchte, dort eine Tür aufzuschießen. Erfolglos.

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"Ich bin unendlich froh, dass niemand aus meinem Team verletzt wurde", so Senderchef Tino Utassy. "Es hat sich gezeigt, dass unsere Investitionen in die Sicherheit des Senders richtig waren."

Doch kurz nach halb zehn ging der Wahnsinnstag weiter: Mitarbeiter und Passanten sahen, wie David W. plötzlich im "dm-drogeriemarkt" in der Altmarkt-Galerie auftauchte.

Polizei hielt telefonisch Kontakt zum Täter

Nachbarn gedachten der Getöteten mit Kerzen.
Nachbarn gedachten der Getöteten mit Kerzen.  © Steffen Füssel

Er drohte, verschanzte sich schließlich mit der Angestellten und dem Kind in einem Kellerraum.

Zeitgleich begann die Polizei mit der Räumung des Einkaufszentrums, auch des Striezelmarkts. Bahnlinien fuhren nicht mehr, die Stadtverwaltung stellte eine Turnhalle als Notunterkunft zur Verfügung.

Dann rückten Spezialkräfte und Verhandlungsexperten an. Hielt man zunächst telefonisch Kontakt zu dem Täter, es misslang jedoch, David W. zur Aufgabe zu bewegen.

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"Im weiteren Verlauf nahmen die Einsatzkräfte Schussgeräusche aus dem Büro wahr, und es erfolgte ein vorbereiteter Notzugriff", so Polizeisprecher Thomas Geithner (47).

"Dabei mussten die Beamten eine Tür gewaltsam öffnen. Der Täter war zu diesem Zeitpunkt bewaffnet und befand sich mit den beiden Geiseln im Raum.

Daraufhin kam es zum Schusswaffeneinsatz des Spezialeinsatzkommandos, in dessen Folge der 40-Jährige tödlich verletzt wurde. Er hatte eine scharfe Pistole dabei."

Seine Geiseln kamen zumindest körperlich unverletzt davon. Der Striezelmarkt konnte wieder geöffnet werden, die Altmarkt-Galerie blieb am umsatzstärksten Wochentag geschlossen. Rund 300 Polizeibeamte waren im Einsatz. Erste Ermittlungen gehen von einer psychischen Erkrankung des Täters aus.

Wer war der Attentäter, der Dresden am Wochenende ins Chaos stürzte?

Weiträumig riegelte die Polizei am Sonnabend die Altmarkt-Galerie ab.
Weiträumig riegelte die Polizei am Sonnabend die Altmarkt-Galerie ab.  © xcitepress / Benedict Bartsch
Der Heidenauer David W. (†40) versetzte am Wochenende die Dresdner Innenstadt in Schrecken.
Der Heidenauer David W. (†40) versetzte am Wochenende die Dresdner Innenstadt in Schrecken.  © privat

David W. war polizeilich bislang nur geringfügig aufgefallen. Nachbarn sahen ihn nur selten bei seiner Mutter, vielen kam er seltsam, ruhig und etwas wirr vor.

Er galt als Fan elektronischer Musik. Auf seinem Facebook-Profil pflegte er zwar Freundschaften zu einzelnen Reichsbürgern, Neonazis und AfD-Politikern, teilte aber öffentlich keine Propaganda.

Viel mehr setzte er sich dort für Tier- und Umweltschutz sowie gegen Genitalverstümmelung in Asien ein, teilte entsprechende Petitionen und bat zu seinem Geburtstag um Spenden anstatt Geschenke.

Titelfoto: Bildmontage: Steffen Füssel, privat

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