Gemeinsame Fahndungsgruppe: Mit den tschechischen Kollegen auf Tour
Ebersbach/Hradek nad Nisou (Tschechien) - Für Ganoven im Dreiländereck wird es ungemütlich: Seit 1. April gehen hier nach intensiver dreijähriger Vorbereitung Schengen-Teams aus tschechischen Polizisten und Bundespolizisten gemeinsam auf Streife.
Das bislang 16-köpfige Team (zehn tschechische und sechs deutsche Polizisten) mit Dienstsitz in Hradek nad Nisou wurde über das EU-Projekt Cross Border Security Cooperation (CBSC) gefördert.
Lutz (52) und Filip (21) bilden eine deutsch-tschechische Streifeneinheit und sind laut Dienstplan an diesem Tag auf tschechischer Seite eingeteilt. Deshalb fährt Filip den tschechischen Polizeiwagen (deutsche Streifenwagen sind auf deutscher Seite im Einsatz).
Auf der Landstraße, die von Tschechien über Polen nach Deutschland führt, kontrollieren sie Fahrzeuge, inspizieren Papiere und schauen ins Fahrzeuginnere. Die Verständigung untereinander klappt: Beide üben sich jeweils in der Sprache des anderen. Sie haben sich freiwillig für das Projekt gemeldet.
Die Beamten der Bezirkspolizeidirektion Liberec und der Bundespolizeiinspektion Ebersbach führten seit Januar 2020 gemeinsame Übungen und Fahndungseinsätze durch und lernten die Sprache des Nachbarn.
"Das ist ein völlig neues Aufgabenfeld", erklärt Lutz seine Entscheidung und sagt über die tschechischen Kollegen. "Das sind nette Jungs." Filip, der Jüngste im gesamten Team, sagt: "Es ist etwas ganz Neues und ich wollte Deutsch lernen."
Welche Fahrzeuge werden gestoppt? Bauchgefühl entscheidend
Das Bauchgefühl, welche Fahrzeuge gestoppt werden - so bestätigen beide -, ist ähnlich. Taxis, Transporter, Lastwagen. Für Lutz und Filip bleibt die Schicht ruhig.
Doch das neue Fahndungsteam erwartet Herausforderungen: Das Einsatzgebiet ist derzeit Brennpunkt für Schleuserkriminalität und illegale Migration. 18.000 Migranten und 630 Schleuser wurden 2022 in Sachsen geschnappt. Die Zahl hat sich im Vergleich zu 2021 verdreifacht.
Durch die länderübergreifende Kooperation werden Dienstwege kürzer, die Arbeit effektiver. "Wir hoffen, eine andere Intensität zu erreichen", so Christian Meinhold (54), Leiter der Bundespolizeiinspektion Ebersbach. Gemeinsame Streifen gibt es zwar schon seit 2003, doch ist die jetzt eigens dafür eingerichtete Dienststelle bislang einmalig.
Allein für April stehen 50 gemeinsame Streifen im Dienstplan. Mit Polen ist eine ähnliche Zusammenarbeit "in Klärung", wie Bundespolizeisprecher Alfred Klaner sagt. Die Bundespolizei in Ludwigsdorf führt seit 2019 gemeinsame Streifen mit dem polnischen Zoll durch.
Titelfoto: Thomas Türpe