Fahrgäste in Dresdner S-Bahn eingesperrt? Bundespolizei ermittelt gegen Zugbegleiter
Dresden - Am 1. März soll eine Fahrkartenkontrolle in der S8 bei Langebrück eskaliert sein. Während sich die Ermittlungen zunächst gegen einen Fahrgast (23) richteten, steht nun auch der Zugbegleiter im Fokus.

"Es besteht der Anfangsverdacht der Freiheitsberaubung", erklärte Martin Ebermann (39), Sprecher der Bundespolizeiinspektion Dresden, gegenüber TAG24.
So habe sich der DB-Mitarbeiter nach dem aggressiven Auftreten des 23-Jährigen im Führerstand des Desiro-Triebwagens der Baureihe 642 eingeschlossen und dort auf das Eintreffen der alarmierten Einsatzkräfte gewartet.
"Währenddessen wurden die Ausstiegstüren am Bahnsteig nicht zur selbstständigen Öffnung durch die Fahrgäste freigegeben", so Ebermann. Ob dies auf Anweisung des Zugbegleiters geschehen sei, müsse nun geklärt werden.
Im Falle einer fahrlässigen Freiheitsberaubung sieht der Gesetzgeber keine Strafe vor, bei Vorsatz hingegen schon (§ 15 StGB). "Die abschließende Bewertung obliegt der Entscheidung der Staatsanwaltschaft", erklärt der Sprecher.
Gab es wirklich einen Faustschlag gegen den Zugbegleiter?

Laut Bundespolizei läuft gegen den 23-Jährigen ein Verfahren wegen des Erschleichens von Leistungen und des Verdachts der Körperverletzung.
Der Zugbegleiter sagte aus, dass er von dem jungen Mann ins Gesicht geschlagen worden sei. "Dies konnte bislang nicht verifiziert werden, da es keine Videoaufzeichnungen gibt", so Ebermann. Die Befragung der Reisenden dauere an.
Eine Zeugin erklärte gegenüber TAG24, dass es keinen Faustschlag gegeben haben soll. Zudem bestätigte sie den neuesten Ermittlungsstand, dass der Zug bis zum Eintreffen der Beamten nicht verlassen werden durfte.
Noch liegt der gesamte Fall bei der Bundespolizei. "Wann die Staatsanwaltschaft übernimmt, kann ich noch nicht konkret einschätzen", sagte der Sprecher abschließend.
Titelfoto: Robert Michael/dpa