Erste Chaoten wurden noch vor dem Frühstück verhaftet: Großrazzia bei Dynamo-Krawallos
Dresden - Die Ermittler lassen nicht locker: Nachdem mit Sebastian S. (24) der erste Dynamo-Krawallo zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde, legte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag Berufung ein, will ihn hinter Gittern sehen. Doch dabei blieb es nicht: Mit 800 Einsatzkräften ging die Polizei zudem gegen 56 mutmaßliche Randalierer vor.
In aller Frühe klingelte es an 56 Türen, meist im Großraum Dresden, aber auch in Lauchhammer.
Die Ermittler gehen davon aus, dass die Tatverdächtigen mit Flaschen, Pyrotechnik und anderen Gegenständen auf die Polizei losgegangen waren.
Für sechs gab es einen Haftbefehl, darunter auch für zwei Mitglieder des Neonazi-Schlägertrupps "Freie Kameradschaft Dresden" (FKD). Robert S. (23), der sich geständig zeigte, kam in U-Haft.
Bei seinem schweigenden Ex-Kameraden Maik K. (33) setzte der Richter den Haftbefehl außer Vollzug.
Grund: Er habe sich nur am Rande an den Ausschreitungen beteiligt. Beide sind allerdings einschlägig wegen Gewalt- und Sprengstoffdelikten vorbestraft.
Kriminelle Karrieren haben auch die anderen Inhaftierten: André K. (31), den die Polizei am Amalie-Dietrich-Platz verhaftete, war erst Ende November zu einer Bewährungsstrafe verknackt worden. Unter anderem, weil er ständig in Gorbitz Supermarkt-Personal angriff und zudem Polizisten drohte, sie abzustechen.
Polizei stellt Handys, Tablets, Kleidung und Pyrotechnik sicher
Kevin T. (22) wiederum musste nicht verhaftet werden, weil er bereits in anderer Sache in U-Haft sitzt.
Auch er hat schon mehrfache gefährliche Körperverletzung auf dem Kerbholz. Ebenso wie der noch unter Bewährung stehende Dominic M. (20) - der Zweite, der die Vorwürfe vor dem Richter gestand. Oliver S. (30) aus Lauchhammer trafen die Ermittler nicht an, doch er stellte sich am Nachmittag selbst.
Bei den Durchsuchungen stellte die Polizei 53 Handys, Tablets oder andere Speichermedien, Kleidung, Pyrotechnik und Substanzen sicher. Darunter einen Blitz-Knallsatz, der kontrolliert gesprengt werden musste.
Auch Waffen-Attrappen, ein als Schlüssel getarntes Messer und Drogen beschlagnahmten die Ermittler. Bei den Durchsuchungen wurden dazu die letzten Unbekannten vom ersten Fahndungsplakat ausfindig gemacht.
"Ein derartiger Gewaltexzess bedarf einer konsequenten Antwort des Rechtsstaates", sagte Oberstaatsanwalt Jürgen Schmidt (46). "Diese ist heute erfolgt."
Titelfoto: Peter Schulze