Einbruch ins Grüne Gewölbe: Was wollten die Remmos wirklich? Experte hat Verdacht
Dresden - Auch vier Jahre nach dem spektakulären Einbruch ins Grüne Gewölbe fehlt von einem Teil der Beute jede Spur. Bestsellerautor Butz Peters (65) hat den Prozess verfolgt. Mit TAG24 sprach der Wahl-Dresdner über den "Coup des Jahrhunderts".
Wo ist der Rest der Beute?
Vor Gericht gingen die Remmos einen Deal ein: milde Strafen gegen ein Geständnis und Rückgabe der gestohlenen Exponate. Doch von den 21 entwendeten Schmuckstücken tauchten lediglich 18 wieder auf. Könnte ein skrupelloser Sammler den Clan beauftragt haben, den Juwelen-Schatz für ihn zu stehlen?
"Nach allem, was bekannt ist, gab es keinen externen Auftraggeber", sagt Crime-Experte Butz Peters (65) zu TAG24. Der Anwalt und Publizist hat den Prozess für sein neues Buch aufmerksam verfolgt. Er hält den Juwelendiebstahl nicht für einen Auftrags-Job, sondern für eine "Prestigetat" des Clans.
"Natürlich erhoffte sich jeder Täter einen Vermögensvorteil", sagt Peters. Das sei aber nicht ausschlaggebend gewesen. Nach allem, was bekannt sei, hatten die Täter die Absicht, die Beute in ferner Zukunft zu verhökern.
"Vor der Versilberung wollte man erst einmal Gras über die Sache wachsen lassen". Dafür hätten sich zwar Personen im Hintergrund angeboten, doch das sei nichts Konkretes gewesen, so der Experte.
Einbruch ins Grüne Gewölbe: Was wollten die Remmos wirklich?
Übereinstimmend gaben die Täter vor Gericht an, sich keine großen Gedanken zur Verwertung der Beute gemacht zu haben und vorab kein Geld erhalten zu haben, führt Peters aus.
Rabieh Remo (schlug die Vitrine mit der Axt ein), erhoffte sich etwa irgendwann "Millionär" zu werden. Für Bashir Remmo war der Einbruch ins Grüne Gewölbe hingegen ein "Abenteuer, zu dem er sich hatte hinreißen lassen".
Wassim Remmo war noch ganz beseelt vom Klau der 100-Kilo-Goldmünze aus dem Bode-Museum in Berlin. Er genoss seinen Ruf als "Meisterdieb", erklärt Peters. "Mohamend Remmo war dagegen stinksauer, als er mitbekam, dass der Einbruch um ein Haar ohne ihn hätte steigen sollen." Für ihn war der Einbruch eine "Mutprobe".
"Für die Akteure kam es auf den Prestigegewinn an", stellt Peters fest. "Das war ihre Triebfeder." Der erfahrene Jurist hält die Einlassung der Angeklagten für glaubwürdig.
"Es muss Tatplaner gegeben haben, die bislang unbekannt sind", sagt Butz Peters
Allerdings sagt Peters auch: "Es muss Tatplaner gegeben haben, die bislang unbekannt sind." Aussagen der Angeklagten und Indizien legen nahe, dass bei der Planung zwei bislang unbekannte Personen eine wichtige Rolle gespielt haben. "Nachdem was im Prozess bekannt wurde, scheint das plausibel zu sein", meint der Experte.
"Fünf wurden verknackt", resümiert Peters. "Doch es muss wohl Dutzende Hintermänner, Mitwisser und Helfershelfer gegeben haben, die alle unbekannt sind." Er befürchtet, dass die fehlenden Schmuckstücke schon längst "runtergeschliffen" und die Kostbarkeiten womöglich für immer zerstört sind.
Butz Peters schildert in seinem neuen Buch "Der Clan und die Juwelen" detailliert, wie die Remmos ihren Raubzug planten und wie der Clan gegenüber der Justiz agiert. Es ist am Montag im Riva Verlag erschienen.
Titelfoto: Montage: Jürgen Karpinski/Grünes Gewölbe/Polizeidirektion Dresden/dpa, Franziska Pilz