40.000 Euro weg: Falscher Diamantenhändler legt Dresdens Kunstsammlungen rein
Dresden - Der Krimi um den Juwelenraub aus dem Historischen Grünen Gewölbe findet kein Ende. Erst recht nicht die Jagd nach der Beute.
Ausgerechnet das führte nun dazu, dass sich der niederländische Serienbetrüger Marcus van N. (54) unter den Augen der Führungsspitze der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) 40.000 Euro unter den Nagel reißen konnte. Die waren eigentlich für die Wiederbeschaffung der Juwelen gedacht.
Da kam wohl erstmal richtige Weihnachtsstimmung auf: Im Dezember 2021 meldet sich ein "Marcus" bei dem renommierten Kunstdetektiv Arthur Brand (53) und hatte Spektakuläres zu berichten:
Er sei Diamantenhändler in Antwerpen und ihm sei der Bruststern des polnischen Weißen Adler-Ordens für 40.000 Euro angeboten worden. Dabei schilderte er den Orden nach TAG24-Informationen so detailliert, dass es für manche Insider schon an Täterwissen grenzte.
Treffen mit Verdächtigem lief anders als geplant
Brand wandte sich daraufhin an Anwalt Robert Unger (61). Der wurde von den SKD und einer Privatinitiative mit der Rückgewinnung der Beute sowie Auslobung einer Belohnung beauftragt.
Unger vereinbarte daraufhin mit Brand die Bereitstellung von 40.000 Euro, um das wertvolle Stück zurückzubekommen.
In heller Vorfreude trafen sich dann Brand, SKD-Generaldirektorin Marion Ackermann (57) und der kaufmännische Direktor Dirk Burghardt (61) mit Marcus van N. in einem Hotel in Antwerpen. Im Gepäck: 40.000 Euro in bar.
Identität konnte leicht festgestellt werden: Niederländer bereits mehrfach vorbestraft
Das Geld nahm der Betrüger dankend entgegen, verschwand und kam nie wieder zurück. Um seine Legende als Diamantenhändler aufrechtzuerhalten, hatte er sich extra ein Haus in Antwerpen angemietet.
Das tatsächlich auch auf seinen Klarnamen, der der niederländischen Justiz schon seit Jahrzehnten bekannt ist. Auch wies er sich Teilnehmern des Treffens mit seinem echten Ausweis aus.
Deshalb wussten die Ermittler dann auch recht schnell, wer sie da übers Ohr gehauen hatte. Die Fahndung führte schließlich ins Gefängnis, denn dort saß Marcus van N. seit März mal wieder wegen anderer Delikte. "Das Geld ist weg", stellt Oberstaatsanwalt Jürgen Schmidt (47) resigniert fest. "Aber wir prüfen im Verfahren die Vermögensabschöpfung."
Seit 10. November sitzt der Niederländer jetzt in deutscher Untersuchungshaft. Wieso er seine Spuren kaum verschleierte, könnte einen traurigen Grund haben:
Nach TAG24-Informationen soll Marcus van N. mittlerweile todkrank sein. Die Ermittlungen dauern an, aktuell sieht die Dresdner Staatsanwaltschaft keinen Anhaltspunkt dafür, dass der Niederländer tatsächlich mit dem Einbruch oder der Beute zu tun hatte.
Der Kunstbetrüger ist ein Serienkrimineller
Wenn der Namen Marcus van N. fällt, klingeln bei der niederländischen Justiz bereits die Ohren: Schon 1991 wanderte er wegen Unterschlagung für zehn Wochen hinter Gitter.
Danach wurden der Verkauf oder die Vermietung von Dingen, die ihm nicht gehören, eine Art Markenzeichen des gebürtigen Asseners. So vermietete er an nichts ahnende Studenten Wohnungen, die er gar nicht besaß.
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Wegen einer neuen Masche nahm die Polizei Marcus van N. auf einem Campingplatz fest, 2013 wanderte er für zwei Jahre hinter Gitter. Er hatte über eine Internetseite Dutzenden Opfern versprochen, einen Ferrari für einen Tag zu vermieten. 350 Euro Miete und 500 Euro Kaution kassierte er, ein Auto gab es nie.
Zuletzt wurde er wegen versuchten Raubüberfalls, Bedrohung und Unterschlagung eines Autos wieder zu zwei Jahren Haft verurteilt, am 6. Mai 2019 aber auf Bewährung freigelassen. Anfang März wanderte er dann wieder hinter Gitter, da er gegen die Auflagen verstoßen hatte.
Titelfoto: Montage: Oliver Killig/dpa-Zentralbild/dpa , Holm Helis, Jürgen Karpinski/Grünes Gewölbe/Polizeidirektion Dresden/dpa