Dreiste Ganoven schänden Grab von Jagdflieger Max Immelmann und klauen Statue
Dresden - Wieder einmal vergriffen sich gottlose Ganoven an wertvollen Grabskulpturen auf dem Friedhof. Doch diesmal hatten sie die Rechnung ohne einen wachsamen Anwohner gemacht. Der hatte kurz vor Mitternacht zwei Unholde (36, 59) beim Einbruch auf den Tolkewitzer Urnenhain beobachtet und die Polizei alarmiert.
Die beiden Ganoven hatten kurz vor Mitternacht das Tor zu dem Friedhof aufgebrochen. Vom Grab des berühmten Jagdfliegers Max Immelmann (1890-1916) - genannt "Der Adler von Lille" - montierten sie die rund 100 Kilo schwere Statue (von Bildhauer Peter Pöppelmann, 1866-1947) fein säuberlich ab und transportierten sie mit einem Handwagen zum Auto. Dort empfing sie aber schon die Polizei.
Offenbar hatten die Diebe künstlerisches Interesse gehabt und waren weniger auf Buntmetall aus. "Dafür spricht, dass sie die Plastik sorgfältig vom Grab entfernten", so Polizeisprecher Marko Laske (46).
Zudem waren vor wenigen Wochen von vier Gräbern vom benachbarten Johannisfriedhof teilweise mannshohe Bronzeplatten sowie eine Sphinx geklaut worden.
Allen gemeinsam ist der Bezug zum Ersten Weltkrieg.
Grabräuber müssen sich auch wegen Störung der Totenruhe verantworten
Die Grabräuber müssen sich nicht nur wegen Diebstahls, sondern auch wegen Störung der Totenruhe verantworten. Über die Rettung des "Adlers von Lille" ist Friedhofsleiter Jens Börner (45) sehr froh: "Wir sind sehr dankbar, dass den Bürgern diese Skulptur erhalten bleibt."
Eine Video-Überwachung wird es auch in Zukunft im Urnenhain nicht geben. Nicht nur wegen der Größe des Geländes, auch aus Pietätsgründen.
Das war Max Immelmann
Am 25. Juni 1916 versammelten sich Zehntausende auf dem Urnenhain in Tolkewitz.
Der erfolgreiche Jagdflieger Max Immelmann (1890-1916), Träger des Orden Pour le Mérite, der bei Annay, Département Pas-de-Calais (Frankreich), im Luftkrieg ums Leben gekommen war, wurde in seiner Geburtsstadt beigesetzt. Seine Erfolge im Luftkampf hatten ihm bei seinen Gegnern den Beinamen "Adler von Lille" eingetragen.
Wohl seiner Berühmtheit wegen vermerkte die Heeresleitung in einem Gutachten einen Propellerschaden als Ursache seines tödlichen Absturzes. Vermutlich aber wurde er von den Engländern abgeschossen. Zwölf Jahre später wurde die Statue von Peter Pöppelmann (1866-1947) auf dem Grab enthüllt.
Aus Zürich reiste dafür extra Immelmanns betagte Mutter an - der er Hunderte begeisterte Briefe von den Fronten des Ersten Weltkriegs geschrieben hatte.
Titelfoto: Ove Landgraf/ imago/Arkivi