Brennpunkt "Prager"! Dresdner City kommt unter Polizeischutz

Dresden - Ein Jahr folgte Razzia auf Razzia im Dresdner Zentrum, an der Sicherheitslage änderte das wenig. Nun rief die Polizei eine eigene Ermittlungsgruppe ins Leben, will das Gebiet rund um die Prager Straße sichtbarer kontrollieren.

Polizeihauptmeisterin Nadine Schymski (41) und Polizeioberkommissar Jan Bausa (26) bestreifen nun regelmäßig das Gebiet rund um den Wiener Platz.
Polizeihauptmeisterin Nadine Schymski (41) und Polizeioberkommissar Jan Bausa (26) bestreifen nun regelmäßig das Gebiet rund um den Wiener Platz.  © Nobert Neumann

57 Komplexeinsätze führte die Dresdner Polizei im Umfeld Wiener Platz in den vergangenen zwölf Monaten durch, das sind mehr als einer die Woche. Grund: Seit 1. Oktober 2022 gilt der Wiener Platz wieder als herausragender Kriminalitätsschwerpunkt.

Diese Einstufung erlaubt der Polizei beispielsweise Personenkontrollen. Tatsächlich kamen bei den Razzien 325 Strafverfahren zustande, 225 Tatverdächtige wurden ermittelt.

Auch die Soko Iuventus ist regelmäßig in der Fußgängerzone unterwegs, fahndet nach jugendlichen Straftätern. Von einem Erfolg will die Polizei allerdings nicht sprechen: "Unsere Anstrengungen haben nicht zu einer spürbaren Verbesserung der Sicherheitslage in der Innenstadt geführt", sagt Polizeipräsident Lutz Rodig (60).

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"Hinzu kommt, dass sich die Täter zwischenzeitlich auf unser Agieren eingestellt haben, sodass unsere Feststellungen zuletzt rückläufig waren."

Zur Dokumentation kommt auch die Bodycam zum Einsatz.
Zur Dokumentation kommt auch die Bodycam zum Einsatz.  © Norbert Neumann
Die Prager Straße steht ab sofort unter Polizeischutz.
Die Prager Straße steht ab sofort unter Polizeischutz.  © Holm Helis

Drogenanbieterszene soll von Prager Straße verdrängt werden

Mit Großkontrollen will die Polizei weiterhin den Dealern das Geschäft verderben.
Mit Großkontrollen will die Polizei weiterhin den Dealern das Geschäft verderben.  © Norbert Neumann

Besonders den Drogenhändlern, die einfach nur ein paar Straßenecken weitergezogen sind, will die Polizei nun das Geschäft vermiesen: Seit Anfang September gibt es eine Präsenz- und Ermittlungsgruppe "Innenstadt": Sie besteht aus 16 Polizisten.

Von Montag bis Sonnabend sind durchgängig mindestens vier Beamte zu Fuß rund um die Einkaufsmeile unterwegs. Festgestellte Straftaten werden von der Gruppe zentral ermittelt.

"Mit dem neuen Einsatzkonzept wollen wir die offene Drogenanbieterszene von der Prager Straße verdrängen und gleichzeitig die Strukturen des örtlichen Drogenhandels aufdecken", so Rodig.

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Dabei sollen die Razzien wie bisher weitergeführt werden.

Kommentar: Zweifel bleiben

TAG24-Redakteur Eric Hofmann.
TAG24-Redakteur Eric Hofmann.  © Eric Münch

Jede Woche im Schnitt mehr als eine Razzia am Wiener Platz, trotzdem wird in unmittelbarer Nähe weiter gedealt. Dabei gingen den Polizisten Hunderte Tatverdächtige ins Netz.

Was paradox klingt, ergibt auf den zweiten Blick doch Sinn: Auf der Straße selbst steht nur die unterste Reihe der Drogenhändler. Kaum einer von ihnen hat so viel dabei, dass es für längere Haftstrafen reicht.

So steht derselbe Drogenhändler kurz nach seiner Festnahme wieder vor Ort. Gibt doch einer dieses Geschäft auf, übernimmt einfach ein Neuer seinen Job.

Die ständigen Komplexkontrollen hatten jedoch zumindest den Erfolg, dass sich die Szene direkt vom Wiener Platz verschob. Zumindest für ankommende Reisende waren sie damit nicht die erste "Sehenswürdigkeit" der Stadt. Da das Geschäft im Bereich allerdings weiter blühte, war es nur eine kosmetische Maßnahme.

Die neu eingeführten Streifen dürften diesen Effekt ausweiten: Im Bereich der Streifenrunde der Beamten werden sich die Dealer wohl zukünftig zurückhalten, noch ein wenig weiter weg von der Einkaufsmeile ihrem kriminellen Treiben nachgehen. Für Besucher, Händler und deren Kunden ein Gewinn - ob es ein Schlag gegen den Drogenhandel wird, bleibt zweifelhaft.

Hier muss die Schlacht aber sowieso an anderer Stelle geschlagen werden: Zum einen müssen Experten die Hintermänner der Szene zur Strecke bringen, denn diese schicken immer wieder neue Händler auf die Straße.

Wichtiger ist es jedoch, dafür zu sorgen, dass die Nachfrage nach Betäubungsmitteln sinkt: Prävention, Suchtberatung und Aufklärung können die Polizei an Brennpunkten nicht ersetzen, aber ihre Einsätze in Zukunft vielleicht reduzieren.

Titelfoto: Nobert Neumann

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