Ärger im Dresdner Juwelenraub-Prozess: Staatsanwaltschaft hielt Info zurück!
Dresden/Berlin - Müssen die Angeklagten im Prozess um die geklauten Diamanten jetzt enger zusammenrücken? Mitten in die Verhandlung gegen die sechs mutmaßlichen Diebe aus dem Remmo-Clan platzte jetzt die Nachricht, dass es einen weiteren Verdächtigen gibt. Auch er soll am Tattag mit in Dresden gewesen sein. Diese Info hielt die Staatsanwaltschaft allerdings bisher zurück. Prompt gab es Ärger im Hochsicherheitssaal am Hammerweg.
Dort wurde am Dienstag der Prozess gegen Abdul Majed (22), Mohamed (22), Ahmed (23), Wissam (24), Bashir (25) und Rabih Remmo (27) fortgesetzt.
Laut Anklage begingen die sechs im November 2019 den Millionen-Coup. Sie stiegen ins Historische Grüne Gewölbe ein, zerschlugen eine der Vitrinen, stahlen 21 Schmuckstücke mit mehr als 4 300 einzelnen Diamanten und Brillanten. Versicherungswert: 113, 8 Millionen Euro!
Seit Januar wird gegen die Männer, die von der "Soko Epaulette" ermittelt wurden, verhandelt. Eigentlich sollte am Dienstag das schlecht ausgeleuchtete Video der Überwachungskamera angeschaut werden. Doch es kam anders.
Einer der zahlreichen Verteidiger fragte die Kammer, ob sie über eine neuerliche Razzia in Berlin vor 14 Tagen informiert wurde. Antwort der Richter: "Nein."
Und doch gab es die Razzia, was die Staatsanwälte zerknirscht zugeben mussten. Prompt fragten die Anwälte nach Ermittlungsergebnissen, Fakten und Daten, die auch ihnen bisher nicht übermittelt wurden.
Anwälte fordern Aussetzung des Verfahrens
"Es handelt sich um denselben Anfangsverdacht wie bei ihren Mandanten", so ein Staatsanwalt knapp. Demnach soll ein weiterer, mithin siebter Täter beim Einbruch vor Ort gewesen sein.
Erneut stellten die Anwälte Anträge, das Verfahren auszusetzen und pochten auf Akteneinsicht im Rahmen der neuerlichen Razzia.
Der Vorsitzende Richter lehnte das zwar ab, machte aber gleichzeitig deutlich, dass die neuen Entwicklungen nun den ohnehin schwierigen Prozess in die Länge ziehen könnten. "Möglicherweise müssten wir bisher gehörte Zeugen nochmal befragen", so der Jurist.
Grundsätzlich sind weitere Razzien und zusätzliche Ermittlungen ein normales Vorgehen. Denn noch immer fahndet die sächsische Justiz nach den verschwundenen Juwelen, hat nach eigener Aussage noch gut 40 Mittäter in Verdacht.
Erst vergangene Woche gab es einen Fahndungsaufruf. Die Überwachungskamera im Museum hatte einen Mann aufgenommen, der sich im Vorfeld auffällig für die Vitrine interessiert hatte. Jürgen Schmidt, Sprecher der Staatsanwaltschaft: "Der Fahndungsaufruf läuft noch. Da gibt es noch keine neuen Erkenntnisse."
Doch für die konkrete Tat hatten die Strafverfolger bisher "nur" die sechs Angeklagten im Visier. Zumindest dieser Teil der Ermittlung gilt damit als abgeschlossen. Eigentlich. Fortsetzung folgt.
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