Corona-Katastrophe im Nachbarland! MP Kretschmer: Rückkehrer aus Tschechien sind Risiko für Sachsen
Dresden/Prag - Die Zahl der Neuinfektionen in Tschechien erklimmt seit Tagen immer neue, schwindelerregende Höhen. Jetzt endlich räumt Ministerpräsident Michael Kretschmer (45, CDU) in einem Interview ein, dass dies Anlass zu Sorge auch in Sachsen ist.
Im Nachrichtenmagazin "Spiegel" benannte Kretschmer unter anderem "Rückkehrer aus dem Ausland" als "Haupttreiber des Infektionsgeschehens".
Konkret fokussierte er auf das Nachbarland: Die "Leute" steckten sich in den Ferien an, wenn sie nach Ischgl "oder nach Tschechien fahren".
Die Sorge ist berechtigt: Am Dienstag wurden im Nachbarland 8 325 Neuinfektionen gemeldet - gemessen an der Bevölkerung so viel, als hätte Deutschland 66.600 Neuinfektionen.
55 Menschen starben allein am Montag im Nachbarland, mehr als 2500 Menschen liegen dort im Krankenhaus, knapp 70.000 Menschen leiden derzeit aktiv an dem Virus. Die Krankenbetten werden knapp.
Noch hat Sachsen aus der katastrophalen Lage im Nachbarland keine Konsequenzen gezogen. Im Gegenteil: Kretschmer hält an den lockeren Reiseregelungen fest. Diese erlauben Sachsen, 48 Stunden ins Nachbarland zu reisen, ohne anschließenden Test und Quarantäne.
Umgekehrt ist es Tschechen unter gleichen Bedingungen erlaubt, 24 Stunden in den Freistaat zu reisen.
Im Notfall wird Sachsen tschechische Patienten aufnehmen
Offenbar hält Kretschmer daran auch wegen der Pendler fest, die aus Tschechien täglich nach Sachsen kommen.
Kretschmer: "Wir wollen, dass die Grenze offen bleibt und dass wir mit dieser Bedrohungslage verantwortungsvoll umgehen." Ein Grund: "Wir sind auf die tschechischen Mitarbeiter in hohem Maße angewiesen."
Immerhin: Der Ministerpräsident denkt über eine finanzielle Unterstützung für regelmäßige Tests der Pendler nach. Und er hat Tschechien medizinische Unterstützung zur Bewältigung der Corona-Krise zugesagt. Nach einer Anfrage aus dem Nachbarland wird Sachsen im Notfall tschechische Patienten aufnehmen.
Am Donnerstag wird der Ministerpräsident auch zur Grenzproblematik auf kommunaler Ebene Gespräche führen und später die Ergebnisse präsentieren.
Titelfoto: Montage: imago images/Steffen Unger, dpa/John Macdugall