Geht Dresden immer noch maskiert shoppen?
Dresden - Das gab's schon lange nicht mehr: Shopping ist jetzt wieder gänzlich ohne Hindernisse möglich, ohne G-Regeln, ohne Maskenpflicht. Doch nutzen die Dresdner ihre neue Freiheit auch und konsumieren wieder "oben ohne"?
An der Alaunstraße kommt Caroline Bollmer (25) aus der Bäckerei Graf heraus. Ihren Mundschutz hatte sie für den Brötchenkauf aufgesetzt.
"Ich trage ihn freiwillig weiter. Er schützt und ich will niemandem auf den Schlips treten", sagt die Studentin. So halten es auch die Mitarbeiter im Inneren.
"Wir dürfen uns selbst entscheiden und wollen die Maske zum Schutz weiter tragen", sagt Verkäuferin Mandy Netzker (38). "Ich hätte es besser gefunden, wenn es noch Pflicht wäre. Rund ein Drittel unserer Kunden trägt die Maske noch."
Die Buchhandlung Richter appelliert via Aufsteller an Kunden, freiwillig Maske zu tragen. Das tun auch alle Mitarbeiter. "Die Inzidenz ist hoch und wir sind hier im Innenraum", erklärt Verkäufer John Polak (43).
Meinungen gespalten
So sieht es auch Julia Döring (35), die den Friseursalon "Haardesign" betreibt. "Es sollte jeder Verantwortung übernehmen. Wenn ich mich infiziere, kann ich nicht arbeiten, muss den Laden schließen. Meine Kunden bitte ich darum, Maske aufzusetzen", sagt sie. Kundin Eva Bischoff (70): "Das finde ich in Ordnung. Das Virus ist ja noch da."
Anders hält es Susanne Ketzel (38) vom "B&B Second Hand Shop": "Wir und auch unsere Kunden sind sehr froh, dass die Maskenpflicht vorüber ist." In der Innenstadt ein gemischtes Bild unter Mitarbeitern und Kunden.
In der Centrum Galerie kommt Tony Müller (23) "oben ohne" aus dem Primark: "Ich trage auf Arbeit beim Wachdienst immer Mundschutz. Mich freut's, dass ich das beim Shopping nicht mehr tun muss. Es ist nur ungewohnt, weil auch viele Leute noch Maske tragen."
Centermanager Jürgen Wolf (60) schätzt, dass rund ein Viertel der Besucher die Masken aufbehält. Friederike Wachtel (32) vom City-Management: "Wir begrüßen den Wegfall der Maskenpflicht, setzen auf die Eigenverantwortung der Bürger."
Kommentar: Lieber ohne "oben ohne"
Also, so spannend war Einkaufen doch lange nicht mehr, oder? Nach dem Wegfall aller Beschränkungen ist es doch interessant zu beobachten, wer wo noch Maske trägt - oder auf sie verzichtet.
Ich habe die neue Freiheit gleich mal selbst ausprobiert, mich beim Bäcker "unverhüllt" in die Schlange gestellt. Da aber sämtliche andere Kunden und auch die Mitarbeiter einen Mundschutz aufhatten, machte sich doch schnell ein komisches Gefühl breit. Dass es mein gutes Recht ist, änderte nichts an meinem Unwohlsein.
Lag es daran, dass ich der einzige ohne Maske war? Oder es einfach noch total ungewohnt ist? Oder schwebte im Hinterkopf noch die hohe Inzidenz von über 1600 in Dresden? Es ist wohl von allem etwas.
Klar ist: Nicht alles, was man darf, muss man auch ausüben. Ich setze künftig auf gesunden Menschenverstand und Augenmaß. Wenn es im Laden oder auch Innenräumen eng zwischen meinen Mitmenschen und mir wird, ziehe ich meine Maske auf. Ist genügend Platz, verzichte ich darauf.
Im Zweifel gilt für mich allerdings lieber ohne "oben ohne"! Denn trotz aller "Frühlingsgefühle" haben wir Corona noch nicht überwunden und es fallen schon genug Leute wegen Infektion oder Quarantäne aus.
Mit zunehmender Durchseuchung bin ich aber guter Dinge, das wir spätestens im kommenden Jahr die Pandemie mit ihren Einschränkungen endlich hinter uns lassen können.
Titelfoto: Bildmontage: Ove Landgraf