Weil Hilbert seinen Bürgermeister ausbremste: Boss-Zoff ums Blaue Wunder
Dresden - Auf dem Blauen Wunder sollten Radwege eingerichtet, am Schillerplatz die mittlere von drei Autospuren nur noch für Radler befahren werden. Wie TAG24 berichtete, stoppte OB Dirk Hilbert (51, FDP) den geplanten Verkehrsversuch seines Baubürgermeisters Stephan Kühn (43, Grüne) vorerst. Und nun?
Am Montag hätte der Test starten und nach April ausgewertet werden sollen. Doch Hilbert pfiff Kühn überraschend zurück. Dabei hatte der schon im Februar die Radspur-Pläne auf dem Blauen Wunder öffentlich gemacht.
"Bei diesem Hin und Her in der Verwaltung stellt man sich unweigerlich die Frage: Weiß die eine Hand, was die andere tut", kritisiert Stadtrat Stefan Engel (30, SPD). "Unzählige Arbeitsstunden in der Verwaltung wurden investiert und am Ende steht wieder nichts Sichtbares."
Schon 2001 (!) hatte der Stadtrat beschlossen, eine Lösung für Radler zwischen Schillerplatz und Körnerplatz einzurichten. "Der Vorgang ist kein Ruhmesblatt für die Verwaltungsspitze", so Engel.
Und weiter: "In anderen Städten werden kontroverse Verwaltungsentscheidungen intern zwischen OB und den zuständigen Beigeordneten vorabgestimmt."
Die SPD steht zudem hinter dem Verkehrsversuch, der eine gute Möglichkeit sei, um die Praxistauglichkeit der neuen Verkehrsführung zu testen. So äußern sich auch die Grünen.
Verkehrsexperte Böhm: "Ein unerhörter Vorgang!"
CDU, AfD, Freie Wähler und FDP hingegen sehen die Praxisfolgen kritisch (Wegeführung für Radler gefährlich, längere Fahrzeiten für Autos und DVB-Busse).
Zudem hatte der Stadtrat beschlossen, über die Verkehrsuntersuchung der Verwaltung vor Streichung der Fahrspur informiert zu werden - was laut CDU nicht geschehen sei.
Deren Verkehrsexperte Veit Böhm (57): "Das ist ein unerhörter Vorgang! Der Baubürgermeister missachtet die Beschlüsse der demokratischen Gremien."
Kühn sieht das freilich anders, weil der Versuch noch keine "dauerhafte Einordnung der Radstreifen" darstelle.
Die Verwaltung will die Sachlage jetzt noch einmal erörtern.
Titelfoto: Petra Hornig, Thomas Türpe