Öffentlicher Dienst im Fokus: Zu viele Beschäftigte in den Behörden?
Dresden - Joachim Ragnitz (64) vom Dresdner ifo Institut hat den Personalbestand im Öffentlichen Dienst unter die Lupe genommen.

Sein Fazit: Die ostdeutschen Flächenländer und ihre Kommunen leisten sich im Vergleich zu den westdeutschen Flächenländern verhältnismäßig viel Personal.
Der Personalbestand lag 2023 in Sachsen bei 45,6 (Vollzeitäquivalente, je 1000 Einwohner). Zum Vergleich: Niedersachsen genügte ein Personalbestand von 41,3.
Der Durchschnitt der Flächenländer West war 43,8 (Ost 45,1). Entsprechend höher fielen auch die Personalausgaben der jeweiligen Länder und ihrer Kommunen aus.
"Einsparungen beim Personal bringen daher nicht zu unterschätzende Effekte", so der Wissenschaftler. "Das trifft dann in Anbetracht eines hohen Anteils an gesetzlich vorgeschriebenen Aufgaben auf der Landesebene vor allem Fördermittel und Investitionen, auf der kommunalen Ebene die sogenannten 'freiwilligen' Aufgaben wie Kultur oder Jugendarbeit."
Politiker fordern einen Personalabbau in der öffentlichen Verwaltung
Joachim Ragnitz warnt davor, den Personalbereich bei den zu erwartenden Einsparungen im öffentlichen Budget leichtfertig auszuklammern. Er betrachtet dabei noch einen zweiten Aspekt kritisch: Personal, das im öffentlichen Sektor gebunden ist, steht nicht für werteschaffende Tätigkeiten in der freien Wirtschaft zur Verfügung (Stichwort Fachkräftemangel).
Die ifo-Studie ist Wasser auf die Mühlen der Politiker, die im Streit um die künftige Haushaltspolitik einen Personalabbau in der öffentlichen Verwaltung fordern. AfD-Chef Jörg Urban (60) mahnt, dass sich Sachsen rigoros auf einen "Personalabbaupfad" begibt. Der CDU-Fraktions-Chef im Landtag, Christian Hartmann (50), geht "von bis zu 10.000 Stellen aus, die in den nächsten Jahren wegfallen müssen".
Die demografische Entwicklung könnte die Personal-Debatten anheizen. Bis 2030 treten rund 15.000 Landesbedienstete in den Ruhestand ein.
Titelfoto: Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa