So schön wird das "Hotel am Terrassenufer": Vom Abrisskandidat zum neuen Schmuckstück
Dresden - Für die einen Schandfleck, für die anderen Stadtgeschichte: Der Anblick des "Hotels am Terrassenufer" an der Carolabrücke sorgte jahrzehntelang für erbitterte Diskussionen. Nun soll der DDR-Bau aufgehübscht werden.
Lifting für die Plattenbau-Herberge an der Elbe!
Lange war der Fortbestand des Gebäudes ungewiss. Das Rathaus plante bereits seit den 1990er-Jahren den Abriss.
2014 entschied die Eigentümer-Familie aus Wesel (Nordrhein-Westfalen) einen Rechtsstreit gegen die Stadt für sich. Dem zwölfstöckigen Haus (Baujahr 1964) blieb die Abrissbirne erspart.
Im vergangenen Jahr dann die Ankündigung: Das Hotel soll umfassend saniert werden. In einem sogenannten Werkstattverfahren sammelte der Eigentümer mit einem Hamburger Immobilien-Investor Entwürfe für eine Neugestaltung.
Fünf Architekturbüros machten mit. Die Entscheidung traf eine Fachjury, bestehend aus Bauexperten und Vertretern aus Stadtrat und Verwaltung. Erklärtes Ziel, den äußeren Grundcharakter aus den 1960-Jahren trotz Modernisierung zu erhalten.
Mit großer Mehrheit entschied sich das Gremium für den Entwurf der Architekten von "Knerer und Lang".
"Die ruhige Lösung hat gewonnen, der Erhalt im Bestand. Das Haus stellt damit einen guten Übergang zwischen rekonstruierter Altstadt und der städtebaulichen Tabula rasa hinter der Carolabrücke dar", so der Jury-Vorsitzende Wolfgang Lorch (61).
Dresdner dürfen sich freuen: Neue Fassade und Aufbau auf dem Dach
Die Dresdner dürfen sich freuen: Neben der neuen Fassade ist auch Aufbau für das Dach geplant.
Dort soll eine für alle zugängliche Bar entstehen, mit sensationellem Ausblick über Elbe und Altstadt. Geplanter Baustart: Ende 2024.
Und auch die unterlegenen Entwürfe waren nicht für die Katz:
Alle Konzepte der fünf Büros werden noch bis zum 7. März im World Trade Center ausgestellt.
Kommentar zum Hotel am Terrassenufer: Vertane Chance
Von Alexander Buchmann
An den Bauten der sogenannten Ostmoderne in Dresden scheiden sich die Geister. Was die einen als erhaltenswertes Zeugnis der Vergangenheit ansehen, ist für die anderen schlicht eine typische DDR-Bausünde, die besser heute als morgen aus dem Stadtbild verschwinden sollte. Das Hotel am Terrassenufer macht da keine Ausnahme.
Dass der Abriss vom Tisch ist und der Bau stattdessen aufgehübscht werden soll, ist in Zeiten des Klimawandels auch mit Blick auf die Ressourcenschonung ein guter Kompromiss.
Der Siegerentwurf, bei dem der äußere Grundcharakter aus den 1960-Jahren erhalten werden soll, ist es allerdings nicht. Wenn schon ein riesiger Bauklotz an dieser prominenten Stelle im Stadtbild steht, sollte er doch wenigstens ein Hingucker sein. Das ist der Siegerentwurf leider nicht.
Stattdessen ist er ein weiteres Beispiel für die mutlose Beliebigkeitsarchitektur, wie es sie in Dresden schon an viel zu vielen Orten gibt. Damit wurde leider erneut die Chance vertan, der einzigartigen historischen Stadtsilhouette Dresdens ein zeitgenössisches Highlight hinzuzufügen.
Dass das auch im Bestand möglich gewesen wäre, zeigt ein Blick auf die anderen Entwürfe. Ob diese in der Realität so ausgesehen hätten wie auf den Visualisierungen, ist allerdings offen. Dass Entwurf und Ergebnis nicht immer zusammenpassen, ist in Dresden auch nichts Neues.
Vielleicht ist das ja auch beim Siegerentwurf so und das Ergebnis wird besser, als es die Visualisierung befürchten lässt.
Titelfoto: Visualisierung Fassadenentwurf Knerer und Lang