Promenadenring statt Stadtautobahn: Neue Pläne für die St. Petersburger
Dresden - Vor allem ihr nördlicher Teil ähnelt einer Stadtautobahn: Das Rathaus will die St. Petersburger Straße attraktiver machen und sucht Ideen zur Aufwertung der wichtigen Verkehrsachse.
Mit Ausbau des Promenadenrings, Entwicklung des Robotron-Geländes und Bau des Stadtforums am Ferdinandplatz werden bereits im Umfeld der Verkehrstangente immer mehr Flächen revitalisiert.
"Es ist an der Zeit, die St. Petersburger Straße nicht nur als Durchgangsstraße, sondern als Teil des Stadt- und Lebensraumes im Zentrum zu sehen, damit die Potenziale für eine Belebung der Innenstadt genutzt werden können", erklärt Baubürgermeister Stephan Kühn (43, Grüne).
Eine Diskussionsveranstaltung im Rathaus am gestrigen Mittwochabend bildete den Auftakt für die Umgestaltung. Dabei waren auch Gäste aus Hannover geladen, wo der örtliche Klagesmarkt erfolgreich umgebaut wurde.
Während die Verwaltung selbst noch keine konkreten Pläne für die St. Petersburger hat, ist der Verein Stadtbild Deutschland mit seinem Dresdner Ortsverband schon weiter.
Mehr Wohnraum und kürzere Wege für Passanten und Radler
Ein Hauptproblem sei demnach die Überdimensionierung der Straße zwischen Georgplatz und Carolabrücke. "Die Kreuzungen sind riesig, die Fahrspuren ausgeweitet, dazwischen verlaufende Grünflächen toter Raum", sagt Vereinsmitglied Jens Schuppe (36). So nehme das Teilstück eine riesige Fläche von fast 100.000 Quadratmetern ein.
"Plätze und Straßenführung können komprimiert werden, ohne auf Fahrspuren zu verzichten." Dabei könne sich am historischen Stadtgrundriss (wurde beim Wiederaufbau nach dem Krieg nicht berücksichtigt) orientiert werden, so Schuppe.
So entstünde mehr Wohnraum, kürzere Wege für Passanten und Radler, auch der unterirdisch verrohrte Kaitzbach könne offengelegt werden.
Das Rathaus will jetzt weitere Vorschläge sammeln, nächstes Jahr einen Ideenwettbewerb durchzuführen.
Kommentar von Hermann Tydecks: Tolle Vision
Beim Wiederaufbau des im Krieg zerstörten Dresdens legten die damaligen Stadtplaner die Priorität auch auf eine "autogerechte Stadt". Entsprechend wurde die St. Petersburger Straße angelegt und für die bessere Abwicklung des Autoverkehrs die Fahrspurführung räumlich geteilt. Dazwischen verlaufen noch heute große Wiesen-Flächen, die aber nicht weiter genutzt werden können.
Wenn man bedenkt, wie rar Platz insbesondere in der Innenstadt ist, dann ist es nur logisch, diese Fläche besser nutzbar zu machen. Mit Wohnhäusern, Sitzbänken und sogar Gewässern. Dabei könnte man sich an der historischen Pirnaischen Vorstadt und ihrer Anbindung an die Altstadt orientieren - wovon nach dem Wiederaufbau kaum noch etwas geblieben ist.
Damit könnten sich auch Georg-, Pirnaischer- und Rathenauplatz von aktuell reinen Verkehrsknotenpunkten zu zentralen Orten des urbanen Lebens entwickeln. Diesen Weg will die Stadt ja ohnehin gehen, baut bereits den Promenadenring (entlang der einstigen Festungsmauer) aus.
Autofahrer brauchen sich auch keine Sorgen zu machen. Die St. Petersburger soll in Zukunft ohnehin nicht mehr als viel befahrene Bundesstraße genutzt werden, der Verkehrsfluss nicht mehr durchs Zentrum geleitet werden.
Und man stelle sich vor: Wo jetzt noch Autos entlang rauschen, Fußgänger nur mühsam von Ampel zu Ampel weiter kommen, könnte man zwischen schattenspendenden Bäumen entlang flanieren, vielleicht sogar den frei gelegten Kaitzbach bewundern - eine tolle Vision!
Titelfoto: Bildmontage: Norbert Neumann//privat//Jens Schuppe