Für die Chip-Riesen im Norden der Stadt: Hier bohren sie Dresdens modernsten Abwasserkanal

Dresden - Dresdens expandierende Chip-Riesen um Infineon, GlobalFoundries und Bosch verursachen schon jetzt riesige Mengen an Abwasser. Um diese nach der Ansiedlung von ESMC noch schneller ins Klärwerk Kaditz ableiten zu können, startete die Stadtentwässerung mit dem "Industriesammler Nord" ihr bislang größtes Projekt.

Die Abwassermenge der Dresdner Chip-Riesen (im Bild: GlobalFoundries) soll sich bis 2027 verdoppeln.
Die Abwassermenge der Dresdner Chip-Riesen (im Bild: GlobalFoundries) soll sich bis 2027 verdoppeln.  © imago/Sylvio Dittrich

Auf der geplanten 10 Kilometer langen Leitung entstehen nun überall Baulöcher. So auch unweit der Moritzburger Landstraße in Trachenberge. Projektleiter Heiko Nytsch (52) guckt in die sechs Meter tiefe Grube.

"Auf 101 Metern Länge bewegen wir hier das Betonrohr im Vortrieb durch die Erde. Dadurch können wir Straßensperrungen vermeiden." Rohrvortrieb - das ist eine große Hydraulikpresse, die ein 1,60 Meter breites Rohrteil langsam nach vorne bewegt.

Dass dabei nicht das Erdreich in die Quere kommt, dafür sorgt Maschinist Jens Herrmann (40). Während das Rohr geschoben wird, beseitigt er mit einem Minibagger die frontseitigen Sand- und Geröllmassen.

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Auf engstem Raum, bis zu neun Stunden am Tag, lädt er den Abraum auf ein Förderband, an dessen Ende die Erde auf eine Lore gelangt. Die wird dann per Seilzug aus dem Tunnel gezogen.

Machte seine Leidenschaft zum Beruf: Maschinist Jens Herrmann (40) aus Zwickau macht im Dresdner Erdreich Platz für das Rohrwerk.
Machte seine Leidenschaft zum Beruf: Maschinist Jens Herrmann (40) aus Zwickau macht im Dresdner Erdreich Platz für das Rohrwerk.  © Thomas Türpe
Das einzelne Betonrohr hat einen Durchmesser von 1,60 Meter, mancherorts werden noch kleinere Rohre (1,20 Meter) verlegt.
Das einzelne Betonrohr hat einen Durchmesser von 1,60 Meter, mancherorts werden noch kleinere Rohre (1,20 Meter) verlegt.  © Thomas Türpe
Torsten Seiler (50), Leiter Investitionen bei der Stadtentwässerung, ist mit der Arbeit seiner Kollegen sehr zufrieden.
Torsten Seiler (50), Leiter Investitionen bei der Stadtentwässerung, ist mit der Arbeit seiner Kollegen sehr zufrieden.  © Thomas Türpe
Die Hydraulikpresse im Bauloch an der Kalkreuther Straße (nahe der Moritzburger Landstraße) liegt in sechs Metern Tiefe.
Die Hydraulikpresse im Bauloch an der Kalkreuther Straße (nahe der Moritzburger Landstraße) liegt in sechs Metern Tiefe.  © Thomas Türpe

Nichts darf sich dem Mammutvorhaben in den Weg stellen

Auch oberhalb des Rohrvortriebs gibt es viel zu tun: Ein Kran und ein Baggerlader helfen beim Verladen des Abraums (vorne links) aus der Grube.
Auch oberhalb des Rohrvortriebs gibt es viel zu tun: Ein Kran und ein Baggerlader helfen beim Verladen des Abraums (vorne links) aus der Grube.  © Thomas Türpe

Ein Knochenjob, der sich lohnt: Ein Zuschlag auf den Stundenlohn im zweistelligen Prozentbereich winkt auf dem Gehaltszettel. "Das muss man aber trotzdem lieben", beteuert Herrmann. Mit seinem Beruf folgt der Zwickauer einer Familientradition. "Auch mein Vater, Onkel und der Bruder arbeiten im Vortrieb", sagt er schmunzelnd.

Doch was passiert, wenn urplötzlich große Felsbrocken auftauchen? "Die werden zerbohrt oder gespalten." Nichts darf sich dem Mammutvorhaben (71 Millionen Euro an Investitionskosten) in den Weg stellen.

"Wir liegen bislang voll im Plan", erklärt Torsten Seiler (50), Leiter Investitionen bei der Stadtentwässerung. Bis 2026 wollen die Tiefbauer und Ingenieure mit dem Großteil des Halbleiter-Abwasserkanals fertig sein.

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Die Leistungen für die im Sommer 2023 begonnenen Bauarbeiten sind bereits vergeben, die Firmen kommen zumeist aus der Region Dresden und Österreich. Insgesamt 11 Baugruben gibt es für den unterirdischen Rohrvortrieb.

Rund ein Drittel der Leitungen werden jedoch im offenen Graben verlegt. Für die Dresdner bedeutet das mancherorts Verkehrssperrungen. So auch im Falle der Neuländer Straße, auf der die Durchfahrt ab Montag nicht mehr vollends möglich ist.

Titelfoto: Bildmontage: Thomas Türpe

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