Dresden - Das Blaue Wunder rostet vor sich hin, bedarf dringend einer Sanierung. Vor vier Jahren ergab die Brückenprüfung eine Zustandsnote von 3,5 - das bedeutet: ungenügender Bauzustand und beeinträchtigte Standsicherheit! Doch für eine vollumfängliche Instandsetzung fehlt das Geld.
Eigentlich hätte das Werkeln auf der Blasewitzer Seite längst beginnen sollen. Doch wegen eines komplizierten Rechtsstreits der Stadt verzögerte sich der Start um zwei Jahre.
Kostbare Zeit, in der sich auch das Bauen verteuerte. Nun soll es mit der Auftragung eines neuen Rostschutzes im Mai endlich losgehen. Dann aber auf der Loschwitzer Seite, bekräftigte Baubürgermeister Stephan Kühn (45, Grüne) im Stadtrat.
Das 131 Jahre alte Tragwerk muss sorgfältig entrostet und gereinigt werden. Die Ausschreibung dafür (rund 16 Millionen Euro) laufe bereits. Bis 2029 sollen insgesamt 34,2 Millionen Euro in die Behandlung der Brücke fließen. Reicht das?
Vor zwei Jahren war der 280 Meter lange Mittelteil der von Anwohnern liebevoll als "rostiges Wunder" bezeichneten Flussquerung saniert worden. Warum also nicht auch die Blasewitzer Seite in einem Aufwasch mit angehen?
"Technologisch ist das möglich", so Baubürgermeister Kühn.
Stadtrat Steffen Große warnt, doch das Geld wird woanders gebraucht
Doch im nächsten Doppelhaushalt fehlt das Geld: 3,8 Millionen Euro müssten aufgetrieben werden, um dort ab 2026 weiterzumachen. Angesichts der klammen Stadtkasse und langen Aufgabenliste des Straßen- und Tiefbauamtes ein schwieriges Unterfangen.
Und auch die Summe von OB Dirk Hilberts (53, FDP) geplantem Riesen-Kredit (220 Millionen Euro, ab 2027) ist zuvorderst für andere Projekte (darunter Carolabrücke) vorgesehen.
Stadtrat Steffen Große (57, Fraktion Team Zastrow) fordert, bei der Schuldenaufnahme auch die Loschwitzer Brücke zu berücksichtigen.
Er warnt: "Diese Verkehrsschlagader braucht schnellstmöglich eine grundhafte Sanierung. Ein bisschen Anpinseln für den Rostschutz reicht nicht aus." Schätzungen für die Kosten einer Runderneuerung gehen von mehr als 100 Millionen Euro aus.
Busse doch nicht zu schwer für die Brücke?
Die Standsicherheit des Blauen Wunders ist gefährdet. Deshalb sind sowohl am Körner- als auch am Schillerplatz Schilder über das "Verbot für Kraftfahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht" (Zeichen 253, Straßenverkehrsordnung) angebracht.
Das in Schwarz aufgetragene Gewichtslimit: 15 Tonnen. Keine Durchfahrt für die meisten Schwertransporte also.
Warum aber fahren dann vollbeladene DVB-Gelenkbusse der Linien 61 und 63 (kommen schon mit Leermasse auf über 15 Tonnen) über die marode Brücke?
"Gemäß der Ge- und Verbote zu Zeichen 253 StVO sind Pkw und Kraftomnibusse vom Verbot ausgenommen", heißt es dazu vom zuständigen Rathaus-Fachamt. "Insofern liegt weder eine Ausnahmesituation vor, noch sind Anpassungen vorgesehen."