Dresden - Egal ob als Textilarbeiterin im Volkseigenen Betrieb oder als Arztschwester in der Praxis: Noch vor wenigen Jahrzehnten wurde Frauen am 8. März feierlich die Ehre erwiesen. Damit sollten ihre Leistungen im Sozialismus gewürdigt werden.
In der DDR wurde der Internationale Frauentag aufwendig zelebriert, mit Blumensträußen, Glückwünschen und Festgesang.
"Für den Tag hat der Betrieb Karten für die Veranstaltung 'Rosen für unsere Frauen' im Kulturpalast organisiert. Da sind auch Sänger aus dem nichtsozialistischen Ausland wie Roy Black aufgetreten", erzählen die Freundinnen Iris Harenburg (74) und Regina Sailer (74) beim Flanieren.
Sie arbeiteten bei der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft in Gohlis und beim VEB Sächsisches Kunstseidenwerk in Pirna, bekamen zum Ehrentag Kaffee und Kuchen serviert und Blümlein geschenkt - gerne Freesien, sofern verfügbar.
Nicht überall ging es sehr feierlich zu - und schon damals war der 8. März kein arbeitsfreier Tag.
Menschen denken an Frauentag zurück
"Meistens hat der Abteilungsleiter eine kleine Rede gehalten und Nelken verteilt. Aber nicht an alle Mitarbeiterinnen, denn so viele Blümchen gab es nicht", lacht Ingrid Böhme (74), früher Sachgebietsleiterin im VEB Chemiehandel in der Wilsdruffer Vorstadt.
Dafür hat Christine Leutloff (85) aus Strehlen, die lange als Arztschwester in Dresden beschäftigt war, lebhafte Erinnerungen an einen Frauentag Anfang der 80er-Jahre.
"Der Chef hat uns auf den Fernsehturm eingeladen, mein erstes und letztes Mal. Im Café da oben schwankte alles." Manchmal brachten sogar Patienten Blumensträuße in der Praxis vorbei, berichtet die Rentnerin.
"Ich wünsche mir dieses Brauchtum aber keinesfalls zurück. Der Frauentag gehörte zur DDR und die ist für mich Geschichte."