487-mal "Sieg Heil": Neonazi schrammt knapp am Knast vorbei

Dresden - Bis die Staatsanwaltschaft 2017 zuschlug, war der "Trutzgauer Bote" eine der übelsten Hetzseiten im Netz: Hier wurden ganz offen Nazis verherrlicht, Hakenkreuze und andere verbotene Zeichen ganz selbstverständlich präsentiert. Ähnlich illegal ging es in den Kommentarspalten und dem Leserforum ("Trutzbund") zu. Offenbar fühlten die Neonazis sich im Netz sicher. Weit gefehlt wie der Dresdner Karsten U. (50) am Donnerstag vor dem Amtsgericht erfahren musste.

Karsten U. (50) grüßte 487-mal mit "Sieg Heil!"
Karsten U. (50) grüßte 487-mal mit "Sieg Heil!"  © Steffen Füssel

96 Beschuldigte machten die Ermittler auf den Naziservern ausfindig, immerhin 59 davon konnten sie identifizieren, einer davon Karsten U.: Unter dem Pseudonym "Aufgewachter" kommentierte und diskutierte der Dresdner Mechatroniker fleißig mit, unterschrieb dabei 487 dieser Beiträge mit "Sieg Heil".

"Das war über 70 Jahre lang nicht verboten, solange der Arm unten bleibt", behauptet der vierfache Vater. "Ab 2016 bekamen dann Kameraden plötzlich Besuch." 

Zwar meinte Karsten U., dass auch andere sein Pseudonym genutzt haben könnten, räumte die Taten aber ein. 

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Weil er sich nun mehr um Frau und Kinder kümmert, will er nicht mehr so viel im Netz unterwegs sein.

Zwar hatte der Dresdner bisher noch keine Vorstrafe, trotzdem kam wegen der vielen Straftaten auf einmal keine Geldstrafe mehr infrage: Acht Monate auf Bewährung, urteilte das Gericht gestern rechtskräftig.

Titelfoto: Steffen Füssel

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